Bergsteiger

die Folgen. Manch einer habe falsche Vor- stellungen, weiß Thomas Dünßer, Bergfüh- rer aus Oberstdorf und einer der wenigen Nicht-Schweizer, die für das Alpin Center Zermatt führen dürfen: »Der Aufstieg hat einen hohen sportlichen Wert, er ist lang und auch der Abstieg verlangt nochmals enorme Anstrengung!« Zwar sei der Hörn- ligrat der leichteste der vielen Anstiege zum Matterhorn, doch leicht sei er den- noch nicht, betont Dünßer nachdrücklich. »Er verlangt ein hohes Maß an Wider- standsfähigkeit, viel Kondition und auch Höhentauglichkeit.« Orientierung ist das A und O Dünßer rät dazu, eine Eingehtour zu ma- chen, zum Beispiel am Riffelhorn, um sich etwas an den Fels zu gewöhnen. Und: »Das Matterhorn ist ein Berg, der durch die un- übersichtliche Routenführung sehr gute Orientierung verlangt, und da ist der Berg- führer die erste Wahl. Denn wenn man den Hörnligrat nur wenig kennt, braucht man den ganzen Tag, weil man immer wieder in Sackgassen gerät und zurück muss.« Mit Bergführer sei man schneller oben und ha- be einen höheren Genuss, versichert er. »Wenn einer kein selbständiger und guter Alpinist ist, tut er sich am Hörnligrat keinen Gefallen, wenn er es ohne Führer ver- sucht.« Noch bei Dunkelheit geht es von der Hütte los, mit Stirnlampe und in streng festgelegter Reihenfolge. Bergführer mit ihren Gästen haben immer Vorrang. »Dass die Führerpartien am Morgen als erste losgehen, ist für uns ein großer Sicher- heitsgewinn«, bestätigt Thomas Dünßer. »Denn obwohl es ansonsten fast keine Steinschlaggefahr gibt, sind es schon mal die ›Wilden‹, die auf falsche Wege geraten und dort etwas lostreten.« Wer es dann nach gut fünf Stunden bis auf den Gipfel geschafft hat, der ist erst einmal überwäl- tigt – von der Aussicht wie von den eige- nen Gefühlen. Aber Achtung, oben ist erst Halbzeit! Rekorde über Rekorde Die ganz Schnellen unter den Profi-Alpi- nisten brauchen lediglich zweieinhalb Stunden hinauf und hinab. Weil der Hörn- ligrat so populär ist, gibt es eine Chronik, wer in Rekordzeit oben war, wahlweise von Zermatt, von der Station Schwarzsee oder

» Niemand kann sich der Wirkung dieses Berges entziehen, der Schönheit, Größe und Erhabenheit …«

Historisches Gemälde von Gustave Doré über die Erstbesteigung des Matterhorn

66 BERGSTEIGER 08/22

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