Bergsteiger

Service ∕ Kaufberatung / Leichte Hardshell-Jacken

Die Kapuze sollte gut angepasst werden können.

kleidungsstück geschneidert, verarbeitet und ausgestattet ist. Die optimale Passform einer Hardshell zu finden, hängt neben der eigenen Statur davon ab, wo die Jacke zum Einsatz kommen soll. Je nach geplantem Einsatzzweck sollte der Schnitt so gewählt sein, dass bei Bedarf noch eine isolierende Schicht darunter getragen werden kann. Zu viel Luft zwischen Körper und Textil be- hindert allerdings einen optimalen Wasser- dampftransport. Damit die Nähte keine Schwachstellen bilden, werden sie mit Nahtdichtband unter Hitze und Hochdruck zugeklebt. Früher waren 12 bis 14 Millimeter breite Tapes der Standard, mittlerweile liefern einige Her- steller Jacken mit nur acht Millimeter brei- ten Nahtabdeckungen aus, was in der Fer- tigung mehr Präzision und Erfahrung erfordert. Eine gelungene Kapuzen- und Kragen- konstruktion ist bei widrigen Wetterver- hältnissen essentiell. Der Kragen muss hoch genug sein, um bei Sturm die untere Gesichtshälfte zu schützen, darf nicht zu eng, aber auch nicht zu weit sein. Unter die Kapuze muss ein Kletterhelm so gut pas- sen, dass es weder Bewegungs- noch Sicht- einschränkungen gibt. Deshalb sind die Kapuzen von Top-Jacken mindestens zwei- fach per Kordelzug justierbar – selbstver- ständlich einhändig und auch mit Hand- schuhen greifbar. Alternativ besteht bei kaum auftragenden Materialien die Mög-

lichkeit, den Helm über der Kapuze zu tra- gen. So zum Beispiel bei der getesteten Jacke von Salewa. Eine Frage der Ausstattung Die einen lieben sie, die anderen hassen sie: Zwei-Wege-Reißverschlüsse für die Front. Der Grund: So angenehm es sein mag, eine Jacke auch mal von unten öffnen zu können, so häufig haken Zwei-Wege-Reißverschlüs- se beim Schließen. Standard sind heute stark wasserabweisende, häufig mit Silikon- lippen verstärkte Modelle. Wichtig ist, dass der Hersteller die Zipperpuller am Zug- schlitten so auslegt, dass sie auch mit Hand- schuhen gut greifbar sind. Um Temperatur und Schwitzfeuchtigkeit besser regulieren zu können, haben viele Wetterschutzjacken Unterarm-Reißverschlüsse, sogenannte Pit- Zips. Sie sollten unbedingt einarmig be- dienbar sein. Gleiches gilt für die Kordel- züge am Bund und Klettverschlüsse an den Handgelenken, die der Klimaregulation dienen. Vor allem die Armabschlüsse müs- sen schnell und unkompliziert justierbar sein – und bei Bedarf möglichst dichtma- chen. Nirgendwo zeigen sich die Bedürfnis- unterschiede so sehr wie bei der Anzahl und Anordnung der Taschen. Eine Sache ist entscheidend: Der Tascheninhalt sollte auch bei geschlossenem Kletter- oder Rucksackhüftgurt ohne Einschränkungen erreichbar sein.

Klar ist: mit schwindendem Jackengewicht wird deren Ausstattung immer minimalis- tischer und das Risiko eines Defektes steigt. Bei einer ultraleichten Jacke kann man auch nicht von der gleichen Nutzungsdauer wie bei einer robusten Jacke ausgehen. Anderer- seits ist aber ein kompaktes Packmaß nicht nur bei begrenzter Rucksackkapazität von Vorteil. Denn wenn die Jacke wenig wiegt und zusammengerollt nicht viel mehr Platz einnimmt als ein Apfel, wird auch bei zwei- felhafter Wetterlage niemand ins Grübeln kommen, ob er das gute Stück in den Ruck- sack steckt.

80 BERGSTEIGER 08/22

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