Formate, Themen, Wirkungen und Effekte des deutsch-britischen Jugendaustauschs
Förderung des deutsch-britischen Jugendaustauschs
„Ich persönlich sage immer, nicht jeder Träger muss alle Zielgruppen erreichen. Aber alle Träger gemeinsam müssen alle Zielgruppen in unserem Land erreichen. Jede [Organisation] hat das gute Recht zu sagen, ich bin Spezialist in diesem und jenem Feld und erreiche damit diese und jene Gruppe an Jugendlichen. [...] Alle [Organisationen] gemeinsam sind in der Verantwortung, allen Kindern und Jugendlichen solche Angebote zu machen und das ist auch möglich, davon bin ich überzeugt.“ Deutsche Fachkraft der Jugendarbeit
und einem guten zwischenmenschlichen Austausch beruhen, wurden positiv hervorgehoben. Diese, so die Befragten, verbesserten die Qualität und führten zu wiederholten Austauschen zwischen den Organisationen.
In den Interviews mit den Fachkräften wurde auch betont, wie wichtig es ist, dass die beteiligten Partner- organisationen aus Deutschland und dem Vereinigten Königreichgutzusammenpassen.Partnerschaften,dieauf gegenseitigem Verständnis, gemeinsamen Zielgruppen
Die unterschiedliche Gewichtung marginalisierter Gruppen zeigt sich auch in den Daten der Befragung unter den Fachkräften der Jugendarbeit (Abb. 3.13). Fachkräfte aus dem Vereinigten Königreich nannten deutlich häufiger 2 marginalisierte junge Menschen als Schwerpunkt ihrer Arbeit als die deutschen Befragten. Über die Hälfte der britischen Fachkräfte (53,1 %, n=26) gab an, dass ein großer oder sehr großer Anteil der jungen Menschen, mit denen sie arbeiten, aus margina- lisierten Gruppen stammt, verglichen mit einem Drittel (33,7 %, n=29) der deutschen Fachkräfte.
Zielgruppen und Akquise von jungen Teilnehmenden Die befragten Fachkräfte in beiden Ländern wünschten sich, dass die Teilnehmendenakquise für Jugend - begegnungen auf partizipative Weise erfolgt, indem bereits bestehende Gruppen junger Menschen ihre eigenen Austausche entwickeln. Sie beschrieben eine Gruppe junger Menschen, die bereits einem Träger angehören und ihrer Fachkraft gegenüber Interesse an einem Jugendaustausch äußern. Die Fachkraft unter - stützt die jungen Menschen dann nach Bedarf bei der Entwicklung, Planung und Durchführung des Aus- tauschs. Dies steht im Gegensatz zu einer Organisation, die einen Jugendaustausch ohne die Teilnehmenden konzipiert und diesen dann gezielt unter jungen Men- schen bewirbt. „Es wäre schön, wenn wir mehr
der Jugendarbeit angewiesen sind. Der Schwerpunkt auf marginalisierten Gruppen ergibt sich aus dem breiteren Kontext der Jugendarbeit im Vereinigten Königreich. Es gibt entscheidende politische und finanzielle Einfluss - faktoren aufgrund derer sich große Teile der Jugend - arbeit auf die Gruppen von jungen Menschen konzent- rieren, die den größten Bedarf haben. „Ich glaube, Jugendarbeit kann jungen Menschen, die das Vereinigte
Königreich [sonst] nie verlassen würden, wirklich Chancen [für internationale Reisen] bieten.“
Abbildung 3.13 Fachkräfte der Jugendarbeit – Wie hoch ist ungefähr der Anteil der jungen Menschen aus gefährdeten oder marginalisierten Gruppen, mit denen Sie arbeiten? Nach Ländergruppen
Britische Fachkraft der Jugendarbeit
Möglichkeiten hätten, mit den Jugend lichen das Programm zusammen zu entwickeln. Das geht dann in erster Linie nur, wenn man eine feste Gruppe hat.“ Deutsche Fachkraft der Jugendarbeit Dieser Ansatz der Teilnehmendenakquise führt dazu, dass in den beiden Ländern unterschiedliche Ziel - gruppen junger Menschen im Vordergrund stehen, da sich die Austauschteilnehmenden aus den jungen Menschen zusammensetzen, mit denen Träger bereits arbeiten. Auf deutscher Seite bedeutet das laut der befragten Fachkräfte, dass ihre Jugendbegegnungen allen jungen Menschen offenstehen und sich gleichzeitig darum bemüht wird, diese inklusiv zu gestalten und für marginalisierte junge Menschen zugänglich zu machen. Dies spiegelt die Praxis der deutschen Jugendarbeit und das Verständnis dafür wider, an wen sich Jugend - arbeit richtet. Im Vereinigten Königreich besteht ein stär - keres Bestreben, sich vorrangig an marginalisierte junge Menschen zu richten. Die britischen Fachkräfte spra - chen über die Schaffung von Austauschmöglichkeiten für junge Menschen, die sonst nicht die Möglichkeit hätten, an internationalen Reisen teilzunehmen, oder solche, die besonders auf die Unterstützung und Hilfe
50 %
UK (n=49) DE (n=86)
„Familien entscheiden, je nach Einkommen, wohin ihre Kinder gehen ... Familien mit höherem Einkommen entscheiden vielleicht, ihren Kindern Schauspielunterricht oder so zu bezahlen. Ein Großteil unseres Jugendangebots richtet sich immer noch an Gegenden mit vielen Sozialwohnungen und viel Diversität oder Familien mit niedrigem Einkommen ... Ich denke also, [wir bieten Jugendbegegnungen an] für junge Menschen, die andernfalls nicht die Möglichkeit hätten, ihren Horizont zu erweitern und bieten ihnen einmalige Chancen.“ Britische Fachkraft der Jugendarbeit
40,7
40 %
28,6
28,6
30 %
25,6
24,5
20,9
18,4
20 %
12,8
10 %
0
Ein geringer Anteil (0–25 %)
Ein mittelgroßer Anteil (25–50 %)
Ein großer Anteil (50–75 %)
Ein sehr großer Anteil (75–100 %)
2 X² (3 df, n=135) = 9,255, p=0,026
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