Förderung des deutsch-britischen Jugendaustauschs

Hindernisse und begünstigende Faktorendes deutsch-britischen Jugendaustauschs innerhalb des Jugendbereichs

Förderung des deutsch-britischen Jugendaustauschs

In Deutschland wurde der Wunsch geäußert, ehren - amtliche Jugendleiter*innen (in Abgrenzung zu haupt- beruflichen Fachkräften), besser darin zu unterstützen und zu schulen Aufgaben in der Leitung von Jugend- begegnungen zu übernehmen und die jungen Frei- willigen in dieser Situation zu begleiten. Viele Interviewte nannten die Jugendleiter*innen-Card „JuLeiCa“ 16 als Grundlage dafür. Die Interviewten gaben jedoch an, dass sich die jungen Menschen aufgrund von Ausbildungs- und Arbeitsverpflichtungen in zeitintensiven Lebens - phasen befinden. Dies macht es für Träger schwierig, sie für sich zu gewinnen und zu halten. Die Entsendung junger Menschen zu Fortbildungskursen, bevor sie einen Jugendaustausch organisieren können, stellt eine große Hürde dar, die viele Jugendleiter*innen vor eine Reihe von Herausforderungen stellt. Um genügend Jugend- leiter*innen für Jugendbegegnungen zu gewinnen, braucht es Formate, die die Mitarbeit von Freiwilligen ermöglichen. Unter den britischen Fachkräften gab es deutlich weniger Selbstvertrauen in Bezug auf die Kompetenzen des Jugendbereichs für die Umsetzung von Jugend- begegnungen. Es wurde die Sorge geäußert, dass der langfristige Rückgang der Jugendarbeit und die Ein- schränkungen während der Corona-Pandemie dazu geführt haben, dass neuere Fachkräfte der Jugend - arbeit nur über begrenzte Erfahrungen verfügen und dass in weiten Teilen des Arbeitsfelds einige der Kern - kompetenzen für den Austausch fehlen. Es bestand

Sorge über mangelnde Erfahrung, nicht nur für den internationalen Austausch, sondern auch für lokale oder nationale Jugendaktivitäten mit Übernachtung. Ihnen zufolge haben daher viele neuere Fachkräfte der Jugend - arbeit keine Erfahrung mit der Entwicklung und Planung von Reisen, einschließlich der Organisation sicherer Ver - kehrsmittel oder der Beaufsichtigung junger Menschen bei Übernachtungen. In Nordirland wurde eine Lösung für dieses Problem gefunden, wo bei internationalen, von der Schulbehörde geförderten Austauschen weniger erfahrene Fachkräfte zusammen mit erfahrenen Fach - kräften eingesetzt werden, so dass sie ihre Kompetenzen in einem unterstützenden Umfeld entwickeln können.

Abbildung 5.3 Fachkräfte der Jugendarbeit – Inwieweit würde eine Fortbildung in den folgenden Bereichen Ihre Fähigkeit verbessern, deutsch-britischen Jugendaustausch zu organisieren oder durchzuführen? (DE)

Mittelwert (n=83) 0=Überhaupt nich

Aufbau internationaler Partnerschaften

2,1

Risikomanagement in der internationalen Arbeit

2,0

1=Geringfügig 2=Mittelmäßig 3=Sehr

Motivierung und Unterstützung junger Menschen in internationalen Projekten Ermöglichung von Lernergebnissen während eines Jugendaustauschs

2,0

1,9

1,8

Evaluierung von Jugendaustauschen

„Es gibt jede Menge logistische Fragen. Wir haben ein Toolkit [für Fachkräfte] entwickelt und die Hälfte des Toolkits

Sprachkenntnisse

1,8

Arbeiten in interkulturellen Umgebungen / Umfeldern

1,8

bestand aus Risikobewertungen und Checklisten für zu Hause ...

0

1

2

3

Informationen über die Einreise mit einem Fahrzeug nach Europa, nichts Bahnbrechendes. Sie brauchten ganz einfach praktische Informationen.“ Britische Fachkraft der Jugendarbeit

„Wir bevorzugen die Zusammenarbeit mit Betreuern, die bereits Erfahrung mitbringen und mit denen wir bereits bei früheren Austauschen gute Erfahrungen gemacht haben. Je nach Land haben wir einen Pool von erfahrenen Betreuern aufgebaut, die sogar über landesspezifische Fähigkeiten verfügen, wie zum Beispiel besonders gute Sprachkenntnisse. […] In einigen Fällen teilen wir unsere Betreuer, beispielsweise auf Bezirksebene, um die personellen Ressourcen gemeinsam zu nutzen.“

Die Interviews mit Fachkräften der Jugendarbeit ergaben ein klareres Bild der gewünschten Fortbildungen. Die deutschen Fachkräfte waren insgesamt zuversicht - lich, dass die Jugendarbeit die Kernkomponenten inter- nationaler Arbeit, wie die Entwicklung interkulturellen Lernens und die praktische Organisation eines Aus- tauschs, bewältigen kann. Dennoch bestand Interesse an weiterer Fortbildung, insbesondere wenn diese auch eine Möglichkeit zum Netzwerken mit internationalen Partnerorganisationen und einen Austausch guter Praxis bietet.

Begünstigende Faktoren für Fachkräfte der Jugendarbeit Die befragten Fachkräfte wurden gebeten zu bewerten, inwieweit eine Reihe von externen Maßnahmen ihre eigene Kompetenz zur Organisation oder Durchführung deutsch-britischer Jugendaustausche verbessern würde (Abb. 5.4 und 5.5). Fortbildungen für Fachkräfte erhielt in beiden Ländern die niedrigste Bewertung. Dies bestätigt die Ergebnisse des vorangegangenen Abschnitts, dass zwar der Wunsch nach Kompetenzentwicklung besteht, Fortbildungsmaßnahmen allein jedoch wahrscheinlich nicht zu einer Zunahme des deutsch-britischen Jugend

austauschs führen werden. Alle anderen Maßnahmen wurden in beiden Ländern hoch bewertet. Mehr als drei Viertel der Befragten gaben an, dass jeder der ver - bleibenden Faktoren ihre Möglichkeiten zur Mitwirkung am deutsch-britischen Jugendaustausch sehr oder mittelmäßig verbessern würde. Dies zeigt, dass es unter den Fachkräften ein breites Spektrum an Wünschen sowie Interesse an unterstützender Infrastruktur, Infor- mationen über Finanzierung und Austauschen von Fach- kräften der Jugendarbeit gibt.

Deutsche Fachkraft der Jugendarbeit

16 Die JuLeiCa ist ein bundeseinheitlicher Ausweis für ehrenamtlich Tätige in der deutschen Jugendarbeit, der die Legitimation und Qualifikation zur Unterstützung von Aktivitäten in der Jugendarbeit nachweist, z. B. Leitung von Jugendgruppentreffen, Organisation von Veranstaltungen der Jugendarbeit oder Jugendfreizeiten. Vgl. juleica.de.

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