Hindernisse und begünstigende Faktorendes deutsch-britischen Jugendaustauschs innerhalb des Jugendbereichs
Förderung des deutsch-britischen Jugendaustauschs
Abbildung 5.9 Fachkräfte der Jugendarbeit – Inwiefern sind aus Ihrer Sicht die folgenden Dinge ein Hindernis dafür, dass sich Ihre Organisation stärker im Jugendaustausch zwischen dem Vereinigten Königreich und Deutschland engagiert? Nach Ländergruppen
UK DE
2,7
Mangelnde Finanzierung von Jugendaustausch (n= 38 UK, 68 DE)
2,2
2,3
Regelungen und Komplexität der Förderung (n= 40 UK, 70 DE)
2,2
Mangelnde Kapazitäten für die Entwicklung neuer internationaler Projekte (n= 42 UK, 66 DE) Bedenken hinsichtlich des Risikos und der Komplexität (n= 42 UK, 71 DE) Politische oder rechtliche Einschränkungen (n= 40 UK, 71 DE) Mangelnde Erfahrung der Mitarbeitenden mit internationaler Arbeit (n= 43 UK, 71 DE) Herausforderungen bei der Evaluierung des Jugendaustauschs (n= 44 UK, 71 DE)
1,9
2,3
1,6
1,3
1,6
1,4 1,4
1,1 1,1
0
1
2
3
Mittelwert (0=Überhaupt nicht, 1=Geringfügig, 2=Mittelmäßig, 3=Sehr)
diese Arbeit zu leisten. Fachkräfte der Jugendarbeit in Nordirland, Schottland und vor allem Wales beschrieben ein günstigeres Klima als die englischen Fachkräfte. Das politische Umfeld und die Mittelausstattung für den Jugendaustausch wurden allgemein etwas positiver eingeschätzt. Die befragten Fachkräfte wurden gebeten, auf einer vier - stufigen Likert-Skala (0–3) zu bewerten, inwieweit ver - schiedene Faktoren Träger daran hindern, sich stärker am deutsch-britischen Jugendaustausch zu beteiligen (Abb. 5.9).
Die Interviews mit den Fachkräften zeichneten ein detail - lierteres Bild des allgemeinen organisatorischen und politischen Klimas für den Jugendaustausch: Die deutschen Fachkräfte beschrieben die internationale Arbeit allgemein als sehr relevant für die Arbeit ihres Trägers und in gewissem Maße als Kernbestandteil der Jugendarbeitspraxis vieler Träger. Es wurde davon aus - gegangen, dass das politische und finanzielle Klima die internationale Arbeit im Allgemeinen unterstützt. Dar- über hinaus gab es viele deutsche Träger, für die der internationale Austausch ein wesentlicher Bestandteil ihrer Arbeit mit jungen Menschen ist. Die befragten Fachkräfte in England glaubten gene - rell an den Wert der internationalen Arbeit für ihre Praxis, betonten jedoch, dass das politische und finan - zielle Klima, das ihre Arbeit beeinflusst, dem Jugend - austausch nicht förderlich ist. Sie gaben an, dass sich die internationale Arbeit zwar in die nationale oder lokale politische Agenda einfügen könnte, dass sie aber nicht eindeutig als Teil dieser Agenda festgelegt wurde. Viele sahen in der internationalen Arbeit eine zusätz - liche Aktivität zur Jugendarbeit, für das nur schwer Res - sourcen gewonnen werden können und das im Ver - gleich zu anderen Bereichen eine geringe Priorität bei der Zuweisung neuer finanzieller Mittel hat. Dies war jedoch nicht bei allen englischen Fachkräften der Fall. Einige beschrieben, dass sie auf kommunaler Ebene ein gewisses Maß an politischer Unterstützung für den Jugendaustausch erhalten, was es ihnen leichter macht,
Jugendaustausch zu Personalengpässen innerhalb der Organisation führen würde, die in der Zwischenzeit nicht aufgefangen werden können, es sei denn, die Finanzie- rung des Austauschs ermöglicht die Deckung der Kosten für Ersatzpersonal für die Planung, Gestaltung und Durchführung des Jugendaustauschs. Einige Befragte erklärten, dass dies sogar so weit geht, dass sie nicht in der Lage sind, Jugendaustausche oder Fachkräfte aus Deutschland bei sich zu empfangen. Diese schwie- rigen Finanzierungsbedingungen haben auch zu einem Rückgang in den Kompetenzen der Mitarbeitenden für internationale Arbeit beigetragen. Mitarbeitende mit Erfahrung in diesem Bereich haben den Beruf auf- gegeben oder sind in Führungspositionen gewechselt, in denen sie nicht mehr direkt an einem Austausch beteiligt sein können. (Mehr zu Kompetenzen von Fachkräften als Hindernis siehe vorheriger Abschnitt.) Die Analyse der Förderstrukturen im Vereinigten Königreich bestätigte die extreme finanzielle Heraus - forderung in diesem Land. Von den 19 im Vereinigten Königreich ermittelten wesentlichen Fördermittelgebern
der Jugendarbeit stellen nur zwei eindeutig Mittel für Jugendaustauschmaßnahmen zur Verfügung: UK- German Connection 19 und Taith 20 . UK-German Connec- tion stellt im gesamten Vereinigten Königreich Mittel für den deutsch-britischen Austausch sowohl im Schul- als auch im Jugendbereich zur Verfügung und hat seit seiner Gründung im Jahr 2005 eine Vielzahl von Jugend - begegnungen finanziert. Taith ist nur in Wales tätig und stellt Mittel für den Jugendaustausch in eine Reihe von Ländern bereit. Seit seiner Gründung im Jahr 2022 hat Taith 149 Personen die Teilnahme an einem Jugendaus - tausch nach Deutschland finanziert, womit Deutschland das beliebteste Ziel darstellt. Außerdem stellt das briti - sche Turing Scheme 21 Mittel für den internationalen Aus- tausch bereit, allerdings nur für den formalen Bildungs- sektor. Es ist möglich, dass lokale Behörden (und im Falle Nordirlands die Bildungsbehörde) ihre Grund- finanzierung für die Jugendarbeit zur Unterstützung von Jugendbegegnungen nutzen. Inwieweit dies geschieht, ist nicht quantifizierbar, da die lokalen Behörden bei der Verwendung der Mittel weitgehend autonom sind. Aus den Interviews und der Analyse der Förderstrukturen
Im Vereinigten Königreich waren die drei im Durch- schnitt am höchsten bewerteten Hindernisse:
1. Mangelnde Finanzierung von Jugendaustauschen; 2. Regelungen und Komplexität der Förderung; 3. Mangelnde Kapazitäten für die Entwicklung neuer internationaler Projekte.
In Deutschland waren die drei im Durchschnitt am höchsten bewerteten Hindernisse:
1. Mangende Kapazitäten für die Entwicklung neuer internationaler Projekte; 2. Regelungen und Komplexität der Förderung; 3. Mangelnde Finanzierung von Jugendaustauschen.
19 Vgl. ukgermanconnection.org 20 Vgl. www.taith.wales 21 Vgl. www.turing-scheme.org.uk
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