Förderung des deutsch-britischen Jugendaustauschs

Hindernisse und begünstigende Faktorendes deutsch-britischen Jugendaustauschs innerhalb des Jugendbereichs

Förderung des deutsch-britischen Jugendaustauschs

Schlussfolgerung: Befähigung des Jugendbereichs zur Beteiligung am deutsch-britischen Jugendaustausch

Beispiel für unterstützende Infrastruktur: Taith Champions 23

Taith ist ein internationales Lernaustauschprogramm, das Menschen in Wales die Möglichkeit bietet, im Aus - land zu lernen, zu studieren und Freiwilligenarbeit zu leisten. Es stellt Mittel für Jugendaustausche im Jugend- bereich sowie für Austauschmaßnahmen in anderen Bereichen bereit. Um potenzielle Bewerber*innen für das Programm zu unterstützen, wurden sogenannte Taith Champions eingerichtet. Im Falle des Jugendbereichs handelt es sich bei den Taith Champions um Träger der Jugend - arbeit. Ihre Aufgabe ist es, andere Organisationen im Jugendbereich auf das Taith-Programm aufmerksam zu machen und dafür zu werben sowie Organisationen bei der Beantragung von Fördermitteln und bei der Pla- nung und Durchführung von Projekten zu beraten und zu unterstützen. Sie konzentrieren sich dabei gezielt auf die Einbeziehung von Trägern, die wenig oder keine Erfahrung mit internationalem Austausch haben, und auf Träger, die mit Menschen arbeiten, die im internationalen Austausch unterrepräsentiert sind: Menschen aus benachteiligten Verhältnissen, ethnische Minderheiten, Menschen mit Behinderungen oder zusätzlichen Lernbedürfnissen.

allem Unterstützung bei der Suche nach Partnern im Vereinigten Königreich sowie beim Zugang zu Förder - mitteln für den deutsch-britischen Austausch. 2. Fortbildungen für Fachkräfte – Im Vereinigten König - reich haben viele Fachkräfte der Jugendarbeit nur begrenzt Erfahrung mit internationalen Jugendaus- tauschen oder lokalen beziehungsweise nationalen Programmen mit Übernachtung, insbesondere diejenigen, die neu im Beruf sind. Es besteht der Wunsch nach einem sehr praxisorientierten Wis- sens- und Kompetenzaufbau über Möglichkeiten wie Fortbildungen, die neue Fachkräfte dabei unterstützen können, Jugendbegegnungen auf sichere Weise zu organisieren und durchzuführen. Auf deutscher Seite haben die Träger mehr Vertrauen in die Fähigkeiten ihrer Fachkräfte. Es könnte jedoch notwendig sein, deutsche Fachkräfte in der Arbeit mit marginalisierten Gruppen während eines Austauschs zu unterstützen, insbesondere hinsichtlich der damit verbundenen Anforderungen an Schutzmaßnahmen und Risikobe - wertungen der britischen Partner. Weiterhin besteht in Deutschland der Wunsch, junge Jugendleiter*innen besser für die Durchführung von Austauschmaßnah - men zu schulen und sie dabei zu unterstützen. 3. Fachkräfteaustausche und Suche nach passenden Partnern – Der Aufbau von Partnerschaften zwischen britischen und deutschen Trägern ist von grundlegen - der Bedeutung für die Durchführung von Austauschen. Zunächst einmal sollten erste Kontakte zwischen Trägern beider Länder hergestellt und zugänglich gemacht werden. Um geeignete Partnerschaften zu finden und zu entwickeln, sollten Fachkräfte in beiden Ländern die Möglichkeit haben, sich unabhängig von einem Jugendaustausch zu treffen und Kontakte zu knüpfen. Fachkräfteaustausche können hierfür ein Instrument sein, das auch im Rahmen der Fortbildung von Fachkräften eine Rolle spielen kann. Umfassendere Änderungen in der nationalen oder regio- nalen Jugendpolitik könnten eine unterstützende Rolle spielen, sind aber nicht unbedingt erforderlich. Das poli- tische Umfeld der Jugendarbeit in Deutschland wird im Allgemeinen als ermutigend für die internationale Arbeit angesehen. Der politische Kontext im Vereinigten König - reich erlaubt internationale Arbeit, ungeachtet der zuvor genannten Förderbeschränkungen. Die oben genannten umfangreichen programmbezogenen Maßnahmen würden, wenn sie umgesetzt würden, wahrscheinlich ohne politische Veränderungen ausreichen.

Sowohl im deutschen als auch im britischen Jugend- bereich besteht Interesse am Ausbau des deutsch-briti- schen Jugendaustauschs. Das Haupthindernis ist hierbei das schwierige Förderumfeld des Jugendbereichs im Vereinigten Königreich. Auch wenn die Situation nicht in allen vier Nationen des Vereinigten Königreichs gleich ist, haben die Träger allgemein nur wenige Möglich - keiten, Zugang zu Fördermitteln für internationale Aus- tausche zu erhalten. Es ist möglich, dass lokale Behörden (und im Falle Nordirlands die Education Authority, also die Bildungsbehörde) ihre Grundfinanzierung zur Unterstützung von Jugendbegegnungen nutzen. Teile des britischen Jugendbereichs haben jedoch erheb- liche Schwierigkeiten, die bestehenden Jugendarbeits- angebote zu finanzieren, und es ist sehr unwahrschein - lich, dass der Arbeitsbereich als Ganzes umfangreiche Mittel für Jugendaustausche bereitstellen kann. In gewissem Maße bildet Wales eine Ausnahme, wo durch die Förderung des Taith-Programms derzeit Jugendaus - tausche mit Deutschland ermöglicht werden. Auf deut- scher Seite drückt sich dieses Hindernis in einem Mangel an britischen Partnern und einem vermeintlichen Des- interesse des britischen Jugendbereichs aus. Zwar gibt es in Deutschland immer noch Sorge über die Finanzie- rung des Jugendbereichs, doch ist das Problem nicht so extrem wie im Vereinigten Königreich. Viele deutsche Träger sind in der Lage, den Austausch mit anderen Ländern zu unterstützen, für die es spezielle Förder- und Unterstützungsprogramme gibt. Es ist klar, dass ohne ein spezielles Förderprogramm, das die vollen Kosten des Austauschs (einschließlich Personal und Ver - tretungspersonal) deckt, die Zahl der deutsch-britischen Austausche nicht wesentlich steigen wird. Sollte ein sol- ches Förderprogramm eingerichtet werden, würde eine Reihe weiterer Faktoren dazu beitragen, es effektiv zu nutzen, und zwar: 1. Unterstützende Infrastruktur – Auf britischer Seite besteht der Wunsch nach einer intensiv unterstüt- zenden Infrastruktur, die eng mit dem Jugendbereich verbunden ist. Eine solche Unterstützung könnte eine eingehende Beratung über die Entwicklung von Austauschen bieten, den Zugang zu Fördermitteln erleichtern und allgemein dazu beitragen, den Bereich zu ermutigen, sich in der internationalen Arbeit zu engagieren. Auf deutscher Seite besteht der Wunsch nach einem eher unabhängigen Ansatz für die Infrastruktur, der die einschlägige Erfahrung des Jugendbereichs in der internationalen Arbeit anerkennt. Deutsche Träger wünschen sich vor

Taith Champions gibt es auch in anderen vom Programm unterstützten Bildungsbereichen (z. B. Schulen, Erwachsenenbildung).

23 Vgl. www.taith.wales

Die deutschen Fachkräfte der Jugendarbeit bevor - zugten eine deutlich freiere Form der Infrastruktur. Die deutschen Befragten beschrieben eine Landschaft der Jugendarbeit, die im Allgemeinen gut in der Lage ist, Aus- tauschmaßnahmen durchzuführen, und in erster Linie auf der Suche nach Fördermitteln und internationalen Partnern hierfür ist. Es wurde der Wunsch nach einer Infrastruktur geäußert, die bei der Suche nach Part - nern im Vereinigten Königreich und beim Zugang zu Fördermitteln behilflich ist, jedoch nur begrenzt Einfluss auf pädagogische Ansätze und die Projektgestaltung nehmen kann. Die deutschen Träger waren sehr darauf bedacht als vertrauenswürdige Fachkräfte angesehen zu werden, die in der Lage sind, den Inhalt und die Qualität des Jugendaustauschs ohne externe Anleitung zu ent- wickeln. Gleichwohl wurde auch der Wunsch nach einer Infrastruktur geäußert, die praktische Informationen zu Fragen wie Visa und Geldtransfers liefert, sowie eine För - derung von Austauschen für neue Träger in Deutschland.

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