― F O R S C H U N G ―
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„Gedächtnis und Traum können wir nicht steuern, da sie Teil individueller Erfahrungen und Rückmeldungen und somit von Natur aus subjektiv sind“
Was genau ist eigentlich das Gedächtnis? Gedächtnis ist die Fähigkeit, Informationen aufzunehmen, zu speichern und abzurufen. Gedächtnis und Traum können wir nicht steuern, da sie Teil individueller Erfahrungen und Rückmeldungen und somit von Natur aus subjektiv sind. Jeden Tag gewinnen wir neue Erkenntnisse über die neurophysiologischen Mechanismen, die den Lern- und Gedächtnisprozessen zugrunde liegen. Die Forschung untersucht, wie deren Veränderungen wiederum zu Veränderungen in den Prozessen der Gedächtniskonsolidierung führen und welche Rolle der Alterungsprozess dabei spielt. Wie werden Gedächtnisinhalte im Schlaf gefestigt? Schlaf ist von zentraler Bedeutung, da er einerseits Lernprozesse fördert und andererseits die Festigung von Gedächtnisinhalten unterstützt. Letzteres ist ein zeitlich ablaufender Prozess, der von wenigen Minuten bis mehrere Monate dauern kann, bei dem neu erworbene, noch schwache Gedächtnisinhalte zu einem Langzeitgedächtnis verfestigt werden. Dieses Phänomen ist ein hervorragendes Beispiel für die Plastizität des Gehirns, nämlich die Fähigkeit des Gehirns, seine Struktur anzupassen, um neue Erfahrungen aufzunehmen. Dieses Fachgebiet unterliegt - ebenso wie die Forschungshypothesen zu diesen hochkomplexen Mechanismen - einer steten Weiterentwicklung. Ich würde gern auf zwei Hauptkonzepte eingehen: - Dialog zwischen Hippocampus und Neokortex Nach dieser Theorie werden neu erworbene Informationen schnell erfasst und tagsüber temporär im Bereich des Hippocampus gelagert. Dieser ist ein wichtiger Teil unseres Gehirns, der Tausende von baumwurzelartig eng miteinander verflochtene Neuronen enthält. Während des Schlafs werden sie dann in einem langsameren Vorgang in das neokortikale Langzeitgedächtnis übertragen. - Theorie der synaptischen Homöostase Dieser theoretische Ansatz betrachtet die Gedächtniskonsolidierung als einen regelmässigen homöostatischen Prozess. Ähnlich wie unser Körper, der eine konstante Körpertemperatur aufrechterhält, hält unser Gehirn die Verfestigung von Erinnerungen stabil auf gleichbleibendem Niveau. Als deklaratives Gedächtnis bezeichnet man die Fähigkeit, sich an Fakten und Ereignisse zu erinnern, z. B. an historische Daten, den Namen einer Person oder Informationen für eine Prüfung. Und als
Bild - ©Hai Gatewood
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