― U M W E L T ―
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Frau Aviat, zunächst die Frage ... Welches sind Ihre Interessenschwerpunkte? Alles, was mit dem Trägheitsverhalten von Holzmaterialien und ihrer Reinhaltungswirkung in der Lebensmittelindus- trie, der Hygiene von Holz in bestimmten Gefügen oder auch der Untersuchung der natürlichen antimikrobiellen Eigenschaften von Holz zusammenhängt. Zu diesem Zweck arbeite ich mit verschiedenen Akteuren der betreffenden Branchen, Berufsgruppen und privaten oder öffentlichen Forschungseinrichtungen zusammen. Wenn die Rede von Holz als „Bakterienfresser“ ist ... was hat es damit auf sich? Holz verfügt über erstaunliche natürliche Eigenschaften. Es hat eine hohe Absorptionsfähigkeit, was auch als Porosität des Holzes bezeichnet wird. Untersuchungen in der Lebensmittelindustrie haben belegt, dass auf
spricht auch von biophilem Design und meint damit Ge- bäude, die hinsichtlich Klängen, Materialien und Farben auf das Wohlbefinden ihrer Nutzer ausgerichtet sind, und dazu gehört eindeutig auch Holz. Hierdurch werden Komfort und das Gefühl der Geborgenheit deutlich gesteigert. Es gibt eine Reihe von durchaus interessanten Experi- menten, die ich wie folgt kategorisieren möchte: Erfahrung mit Waldbaden in Japan Aufgrund einer starken kulturellen und traditionellen Ver- bundenheit mit dem Wald im Land der aufgehenden Sonne wird in Japan praktisch in allen Gebäuden Holz verbaut. Japan ist ausserdem das einzige Land der Welt, in dem „Shinrin-yoku“, auch Waldtherapie oder Waldbaden ge- nannt, als medizinische Massnahme eingesetzt wird - und das bereits seit 1982. In einem gross angelegten Schul- versuch in Österreich wurden 26 Schüler in einem Raum mit Holz (Tanne, Fichte, Eiche) und 26 Schüler in einem Raum ohne Holz unterrichtet ... Die posi- tiven Auswirkungen zeigten sich vor allem in einer Verringerung des Herzschlags um 8600 Schläge pro Tag! Das sind 2 Stunden weniger Herzaktivität pro Tag, verbunden mit einer verbesserten Konzentration tagsü- ber und einer besseren Schlafqualität nachts, was von den Studienautoren als verzögerter Einfluss des Holzes bezeichnet wurde. Stressabbau im schulischen und beruflichen Umfeld Eine Erhebung in Australien unter mehr als 1000 Ar- beitnehmenden in Arbeitsumgebungen mit und ohne Holz zeigte Folgendes: Bei Personen, die in einem Raum mit 40 % bis 60 % Holzanteil (Möbel, Türen, Wandpaneele usw.) arbei- teten, sank der Krankenstand um 4 Tage pro Jahr. Gründe waren ein deutlich reduziertes Stresslevel und ein gestei- gertes Wohlbefinden. Man kann also auch aus wirtschaftli- cher Sicht die Vorteile von Holz geltend machen. Therapeutische Wirkung in Krankenhäusern Die Ergebnisse der beiden folgenden Studien verdeutlichen klar den Zusammenhang zwischen Inneneinrichtung, Mate- rialien und Gesundheit … In Norwegen konnte in einer Studie mit über 180 Patienten eine Verkürzung des Aufenthalts im Krankenhaus beobach- tet werden. An den Wänden der Krankenzimmer befand
einer unlackierten Holzoberfläche aufge- brachte lebende Bakterien nach 24
Erwiesen ist auch, dass Holzmöbel einen positiven Ein- fluss auf Stress, Schlaf, Konzentra- tion und schlussen- dlich auf das allge- meine Wohlbefinden haben.
Stunden nicht mehr nachzuweisen sind. Auf Pappe und Kunststoff hingegen können sie bis zu sie- ben Tage lang nachgewiesen werden!
Zu Covid-Zeiten wurde nur eine Untersuchung auf Holz durchgeführt, allerdings ist nicht bekannt, um welche Holzart es sich handelte. Dabei liess sich erstmals messtechnisch erfassen, dass das Co- vid-Virus nach 24 Stunden auf einer Holzo- berfläche nicht mehr nachweisbar war, auf Kit- teln und Edelstahloberflächen in Krankenhäusern hingegen noch nach über einer Woche. Dank die Moleküle einiger Holzarten können sogar noch mehr! So hat man mittlerweile nachgewiesen, dass massive Eiche und Douglasie in der Lage sind, antibiotikaresistente Staphylococcus aureus abzutöten. Und wie kann Holz eine therapeutische Wirkung entfalten? Einerseits wirkt der Wald sehr beruhigend und hat Auswirkun- gen auf verschiedene physiologische Aspekte - die fried- liche Umgebung, die grüne Farbe und die ätherischen Öle wirken wie ein echtes Anxiolytikum. Erwiesen ist auch, dass Holzmöbel einen positiven Einfluss auf Stress, Schlaf, Konzentration und schlussendlich auf das allgemeine Wohl- befinden haben. Dies steht im Einklang mit dem von Edward O. Wilson in den späten 1970 er Jahren formulierten Konzept der Biophilie: Demnach hat der Mensch eine angeborene Vorliebe für natürliche Umgebungen und Materialien. Man
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