10xD Magazin #6

Schrader und Anstädt

Kultur wirkt – auf Rezept und präventiv im Alltag Ein Healing Culture Network wurde gegründet und es geht um Sichtbarkeit und Wissens- transfer. Healing Culture beschreibt ein Handlungsfeld, in dem sich Synergien freisetzen, wenn Gesundheit und Kultur sektoren- übergreifend kooperieren. In vielen Teilen der Welt sind Kunst und Kultur in all ihren Facetten längst als ergänzender Baustein im Gesundheits- und Gemeinwesen etabliert. Kunst und Kultur wirken positiv auf unsere mentale und physische Gesundheit und damit auf unsere Lebensqualität. Was jeder Mensch subjektiv erfahren kann, lässt sich objektiv belegen: Zahlreiche wissenschaftliche Studien renommierter Institute rund um den Globus wie etwa auch eine Meta-Studie aus dem Jahr 2019 vom WHO Collaborating Centre for Arts & Health, das sich vor wenigen Jahren gegründet hat, kommen zum gleichen Ergebnis: Die sinnliche wie auch intellektuell stimulierende Erfahrung begünstigt Genesung und Gesunderhaltung im Sinne der Prävention, unabhängig von Alter und Gesundheits- und sozialem Status. Im kulturellen Kontext können wir uns auf neue Weise begegnen – in Gemeinschaft und uns selbst. „Jetzt ist die Zeit für Healing Culture! Nie waren Bedarf, Bewusstsein und Benefit größer!“, sagt Insa Schrader, Initiatorin und Vorstandsmitglied vom Healing Culture umfasst ein ganzes Ökosystem an Ansätzen in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen wie Gesundheits- und Kultureinrichtungen, aber auch im Kontext Lernen, Arbeiten und Freizeit. Vor dem Hintergrund der wachsenden Zahl von mentalen Krankheitsbildern, verspricht insbesondere der Ansatz „Kultur auf Rezept“ („Social Prescribing“) auch hierzulande noch großes Potential für die Entlastung des Gesundheitssystems: Es beschreibt ärztlich verordnete und professionell begleitete Kulturerfahrungen wie Museumsbesuche oder künstlerische Aktivitäten im Bereich Malen, Tanz, Musik und Gesang. Die Angebote richten sich an Menschen in mentalen Krisen und legen den Fokus auf soziale Teilhabe Healing Culture Network. Healing Culture lohnt sich

und finden daher meist in Gruppensituationen statt. Dies wird in England bereits seit einigen Jahren erfolgreich praktiziert: Die Sprechstunden werden stark entlastet. Healing Culture lohnt sich und zahlt sich aus: Der sogenannte SROI (Social Return on Investment) beträgt laut einer britischen Studie von 2016 zwischen Faktor vier bis elf. Vor diesem Hintergrund läuft aktuell ein europäisches Modelprojekt, an dem sich auch das Gesundheitsamt Frankfurt am Main beteiligt. „Die Gute Stunde“ als digitales Kulturformat Gesundheitliche Folgen von Einsamkeit, so belegen es aktuelle wissenschaftliche Studien, sind toxisch und können die Lebenszeit um Jahre verkürzen. Sozialer Rückzug betrifft alle gesellschaftlichen Gruppen. Einsamkeit macht etwas mit einem – erst psychisch dann physisch. Hier setzt Healing Culture präventiv an und steigert die kulturelle und gesellschaftliche Teilhabe in Präsenz – wie auch digital: „Die Gute Stunde“, das inzwischen vielfach ausgezeichnete Wiesbadener Live-Online-Kultur-Dialog-Format, hat seit 2020 mit über 50 Live-Veranstaltungen bundesweit über 1.600 Menschen in ihrem häuslichen Umfeld erreicht: Vom Dialog zwischen Kulturakteuren im Frankfurter Städel Museum, über ein Kunst-Gespräch aus New York bis zu einer Qi-Gong-Lyrik-Session in Berlin. „Die Teilnehmer:innen sind sich einig – Kultur aktiviert, bringt Menschen virtuell und so auch menschlich zusammen, das tut der Seele einfach gut!“, so Torsten Anstädt, Mitgründer der gemeinnützigen Initiative „Die Gute Stunde“.

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