JAW Essay
Künstliche Intelligenz Bis vor kurzer Zeit kannte wohl kaum jemand den Namen Sam Altman. Der Amerikaner ist, war und ist nun wieder nach einigen Kapriolen der Chef von OpenAI, dem Unternehmen hinter ChatGPT. OpenAI war 2015 von Altman und anderen KI- Enthusiasten als Non-Profit-Organisation gegründet worden - mit der erklärten Mission, Künstliche Intelligenz im Interesse aller Menschen zu entwickeln. Schnell wurde jedoch klar, dass das Geld für die benötigten Milliardeninvestitionen mit Spenden allein nicht aufzutreiben war. Daraufhin wurde eine Tochterfirma gegründet mit dem Ziel, Investoren zu gewinnen. Altman holte unter anderem Microsoft als Investor in das Unternehmen und sicherte OpenAI damit den Zugang zu viel Geld und der nötigen Rechenleistung, mit der sich hochmoderne selbstlernende Software trainieren lässt. Einige Führungskräfte sowie der Veraltungsrat, vergleichbar mit dem Aufsichtsrat in Deutschland, waren hingegen der Ansicht, dass Altman die Software mit künstlicher Intelligenz zu schnell und mit einem zu kommerziellen Ansatz auf den Markt bringen wolle. Mit Hilfe des Verwaltungsrates wurde Altmann daraufhin aus dem Unternehmen gedrängt, nach großen Protesten der Beschäftigten allerdings nach wenigen Tagen wieder inthronisiert – soweit die Kurzversion der etwas abenteuerlichen Geschichte, die manche vielleicht in den Medien verfolgt haben. Es gibt für mich neben der eigentlichen Personalie drei wesentliche Erkenntnisse: KI wird DIE Schlüssel-Technologie der nächsten Jahre und Jahrzehnte, davon bin ich schon länger überzeugt. Wenn die Fußballnationalmannschaft ein Spiegelbild des Zustandes unserer Gesellschaft ist,
wie viele behaupten, dann sind die Ereignisse rund um Altman ein ebenso überzeugender Indikator dafür, dass die großen Tech-Konzerne die KI mit der maximalen Priorität behandeln. Es ist immer wieder erstaunlich, dass derartige umwälzende technologische und auch gesellschaftliche Entwicklungen derart eng mit einer Person verknüpft sind. Insbesondere die Amerikaner haben aber die Erfahrung gemacht, dass es weniger die Schwarmintelligenz, sondern mit den Paradebeispielen Steve Jobs oder Bill Gates tatsächlich visionäre Einzelpersonen waren und sind, die ganze Branchen geprägt und überhaupt erst gegründet haben. Daraus resultiert leider auch eine bittere Wahrheit: Die digitale Zukunft wird nicht in Europa und schon gar nicht in Deutschland, sondern in den USA, in China, in Indien gemacht. Auch in Deutschland gab es einmal legendäre Gründerfiguren, die Weltkonzerne geschaffen haben wie Daimler Benz, Siemens, Adidas, Bosch oder Bayer, um nur einige zu nennen. Diese Zeiten scheinen bis auf weiteres vorbei zu sein. Die Erkenntnis daraus kann nur lauten: Wenn wir schon nicht mehr den Takt bei Innovationen vorgeben, müssen wir zumindest alles daran setzen, die Technologien zu nutzen und nicht auch noch im täglichen Einsatz abgeschlagen zu werden. Dies gilt insbesondere für die Medizin, die bei Diagnose und Therapie in ganz besonderem Maße von den Perspektiven der Künstlichen Intelligenz profitiert. Und auch genau deshalb brauchen wir Katalysatoren, 10 oder 100 mal schneller digital werden als bisher … eben 10xD.
Prof. Dr. Jochen A. Werner Founder und Advisory Board Member, 10xD ><
10xD - Digital Health Magazine
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