1. Einleitung
1.1 Ausgangslage Millennials, also Menschen, die der Generation Y angehören, haben nicht den besten Ruf. Sie werden nicht nur als egoistisch, narzisstisch und faul bezeichnet (Koczanski & Rosen, 2019), sondern tragen zudem Titel wie «Millennials: The Me Me Me Generation» (Stein, 2013) oder «Gierig, selbstsüchtig und verschwenderisch» (The Guardian Magazine, 2015). 71 % aller Teil- nehmenden einer amerikanischen Umfrage gaben an, Millennials als «egoistisch» zu empfinden (Koczanski & Rosen, 2019). Die Wissenschaft ist sich jedoch nicht ganz einig darüber, ob nicht mehr hinter dieser Generation stecken könnte? Schulte (2012) schrieb beispielweise einen Artikel mit dem Titel: «Millennials sind tatsächlich grosszügiger, als jeder denkt». Calderwood folgt dieser Aussage und fügt hinzu: «Millennials sind am grosszügigsten und emphatischsten, wenn es um Spenden für wohltätige Zwecke geht» (Calderwood, 2017). Im Rahmen dieser Arbeit soll herausgefunden werden, was es mit der Generation Y auf sich hat (Wer sind diese Millennials nun wirklich? Wodurch sind sie geprägt? Weshalb verhalten sie sich so anders ?) und vor allem: Welche Charakteristika der Millennials könnten für christlich motivierte Non-Profit-Organisa- tionen gar eine Chance darstellen? Im Jahr 2003 hat Jürg Pfister das Buch «Motivation der Generation X» im Rahmen seiner Mas- terthesis veröffentlicht, in welchem das Potential der Generation X als Herausforderung für christliche Gemeinden und Missionswerke (Pfister, 2003) betrachtet wurde. Seither sind 18 Jahre vergangen und die Generation Y ist herangewachsen und bevölkert inzwischen einen erheblichen Teil der Berufswelt. Daraus ergeben sich neue Herausforderungen und Chancen, eine Generation mit anderen Ausprägungen, Ansichten und Bedürfnissen. Diese Masterthesis soll ein Teil der Folgeforschung zum Band 1 der Korntaler Reihe von Jürg Pfister bilden. Während der Fokus ebenfalls auf das Potential dieser nächsten Generation (in diesem Fall der Generation Y) gelegt wird, werden weniger die missiologischen und theologischen Überlegungen weiter ausgeführt, sondern vermehrt der Fokus auf die motivierenden Faktoren für diese Generation im Zusam- menhang mit dem Spenden für wohltätige Zwecke und dem Leisten von Auslandeinsätzen (hu- manitäre Hilfe, personelle Entwicklungszusammenarbeit) gelegt. Im Zentrum liegen weiterhin christlich motivierte Non-Profit-Organisationen, viele der verwendeten Daten und Studien gelten jedoch auch für andere Organisationen. Die Autorin gehört selber der Generation Y an und möchte herausfinden, inwiefern die Generationen sich unterscheiden, aber auch, wie sie sich er- gänzen und komplettieren könn(t)en. 1.2 Problemdarstellung Viele Non-Profit-Organisationen (NPOs) haben Mühe damit, jüngere Zielgruppen anzusprechen und finden in ihren Mitgliedern und Unterstützenden eher eine ältere Zielgruppe widerspiegelt (Wenk & Betriebswirtschaft, 2020). Dies könnte einerseits damit zu tun haben, dass die vorhe- rigen Generationen spendenfreudiger sind (gem. Zewo-Spendenreport vom November 2020 spenden 71 % der 15 bis 34-jährigen, 90 % der 35 bis 54-jährigen und 88 % der 55 bis 99- jährigen) (Stiftung Zewo, 2020). Andererseits stellt sich aber auch die Frage, inwiefern die Auf- tritte und Kommunikation der NPOs auf Millennials ausgerichtet und dementsprechend anspre- chend wahrgenommen werden? Gerald Czech vom Redcross Sociologist-Blog fasst in 7 Punkten zusammen, wie er diese Heraus- forderungen wahrnimmt (Czech, 2009a):
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