und Vielseitigkeit der Millennials kaum noch gerecht. Doch heisst das automatisch, dass Millen- nials nicht spirituell sind? Keinesfalls, besagt ein amerikanischer Artikel in The Slate. Dort heisst es sogar, dass in dieser Generation das Gefühl für Spiritualität gestiegen sei. Professor Chris- topher Kovats-Bernat ist der Überzeugung, dass diese Verschiebung von Religiosität und Spiri- tualität auf die demokratisierenden Effekte der sozialen Medien zurückzuführen ist. Der Dialog sei öffentlicher und freier geworden, doch solche Dialoge hätten für frühere Generationen kaum existiert. Er glaubt gar, dass die Fähigkeit von Millennials, Autoritätspersonen in Frage zu stellen, eine weniger tolerante Umgebung für ein hierarchisches System wie zum Beispiel die institutio- nalisierte Religion sei. Zudem hätten Millennials mehr Möglichkeiten, Zugang zu Informationen und gleichgesinnte Gemeinschaften zu finden (bspw. auch online). Auch Praktiken wie die Me- ditation, die aktuell boomt, könnte dazu beigetragen haben, dass Millennials sich von Religion weg und zu Spiritualität hin bewegen (The Slate, 2019). Für NPOs könnte dieses neue Interesse an Spiritualität von Millennials durchaus hilfreich sein, denn ihre Offenheit gegenüber «Andersdenkenden» ermöglicht einen leichteren Zugang zu an- deren Kulturen und somit auch deren Religionen. Während das «Missionieren» im klassischen Sinne an Reiz verloren hat – insbesondere auch, weil bei vielen Menschen das Wort «Mission» Unwohlsein verursacht (Glenz, 2017), ist die Weitergabe von Liebe auf ganz praktische Art und Weise noch immer sehr hoch im Kurs . Die Spiritualität kann durchaus als Brücke dienen, wenn Menschen unterschiedlicher Kulturen und Religionen einander respektvoll begegnen und nicht nur Unterschiede, sondern eben auch Gemeinsamkeiten erkennen und darüber austauschen kön- nen. Auch innerhalb der Organisationen kann zwischen den Mitarbeitenden Spiritualität als Chance gesehen werden, sofern keine fundamentalistischen Ansichten erzwungen werden und mehrere Meinungen nebeneinanderstehen dürfen. Ein offener Diskurs ist von Millennials meist erwünscht. In der durchgeführten Umfrage kamen sehr viele christlich motivierte Antworten auf Fragen, was die Motivation fürs Spenden oder sich engagieren sei. Es ist also falsch zu behaupten, dass Mil- lennials grundsätzlich kein geistliches Anliegen mehr hätten. Die Art, wie sie ihren Glauben leben, mag aber durchaus etwas anders aussehen, als dass dies die vorhergehenden Generationen getan haben oder noch immer tun. Der wöchentliche Gang zur Kirche am Sonntagmorgen ist beispiels- weise eine Art des Glaubenslebens, die den Millennials weniger mehr entspricht als den Genera- tionen Baby Boomer und Generation X, wo dies noch zum Alltag dazu gehört. Millennials kön- nen jederzeit online, bspw. auf Youtube, eine Predigt hören – beim Joggen, in den öffentlichen Verkehrsmitteln oder beim Kochen. Für sie ist die Relevanz des Themas sehr bedeutsam, daher wählen sie gerne aus einer grossen Palette an Möglichkeiten den Redner / die Rednerin, die ihnen am meisten entspricht und das Thema, das gerade in ihre aktuelle Situation passt. Der «one size fits all»-Ansatz der grossen Kirchgemeinden scheint diesem Anspruch nicht mehr ganz gerecht werden zu können – doch auch hier besteht Hoffnung, sofern ein grundsätzliches Verständnis für die Denkweise der Millennials vorliegt. Als wichtige Erkenntnis aus der Literaturrecherche zeigte sich die Aussage, dass Beziehungen wichtiger sind als die «absolute Wahrheit». 3.4.5 Die Arbeit soll Spass bereiten Häufig wurde in der Literatur erwähnt, dass der Spassfaktor bei der Arbeit für Millennials von hoher Bedeutung ist. Damit sich Beruf und Privates gut kombinieren lassen, ist es die Vorausset- zung, dass die beruflichen Aufgaben Freude bereiten. Denn sonst zeigen Angehörige der Genera- tion Y kaum Interesse, auch in der Freizeit für die Arbeit Aufgaben zu erledigen. Millennials ist es wichtig, ihre Leidenschaft ausleben und sich auch im Beruf verwirklichen zu können. Wenn
114
Made with FlippingBook - professional solution for displaying marketing and sales documents online