IHK-Magazin Ausgabe 8/2023

Inhalt TITELTHEMA | MENTALE GESUNDHEIT

EXPEDITION GESUNDES UNTERNEHMEN GBR Nachhaltige Gesundheitsförderung Wie schaltet man gedanklich um und achtet mehr auf sich? Ein Mannheimer Start-up hat sich dazu Gedanken gemacht.

O ft ist das Bewusstsein da, dass mehr Bewegung, eine bessere Ernährung, mehr Schlaf und weniger Stress Wohlbefinden und Fitness steigern. Meist krankt es jedoch daran, dieses Wissen in gesundheitsfördernde Ver- haltensweisen zu überführen. Diese Erkenntnis bildet den Ausgangspunkt für das Ge- schäftsmodell der Expedition gesundes Unternehmen GbR. Gründer sind der 30 Jahre alte Patrick Hüter und der 32-jähri- ge Philipp Münzer. „Wenn kein klares Gesundheitsverständnis herrscht, bringen die besten Kurse, die ein Unternehmen seinen Mitarbeitenden an- bietet, nichts“, betont Hüter, gelernter Krankenpfleger und studierter Berufsschullehrer mit einem Master in Gesund- heitswissenschaften. Denn die würden dann von denen be- sucht, die ohnehin schon Yoga, Rückengymnastik oder Stress- bewältigung machten – aber nicht von den Mitarbeitern, denen es auch guttun würde. Das junge Unternehmen will das ganze Team mitnehmen auf dem Weg zu weniger Stress und mehr Gesundheit am Arbeitsplatz und im Alltag. Auch Klein- und Kleinstbetrie- be sollen gezielt angesprochen werden, bei denen neben dem Kerngeschäft oft wenig bis gar keine Zeit bleibt, um sich um Gesundheitsfragen zu küm- mern. Dafür haben Hüter und Münzer unter anderem Boxen entwickelt, die jeder Mitarbei- ter auf den Tisch bekommt und mit denen er sich aktiv

mit der eigenen Gesundheit auseinandersetzen kann. Die Box „Bewegung“ enthält zum Beispiel kleine Säckchen, mit denen man – ganz einfach am Schreibtisch – die eigene Be- weglichkeit testen kann. Auf die Schulter legen, hochwer- fen und fangen, auf den Fuß legen, hochwerfen und fangen. „Diese Boxen sind spielerisch gestaltet, die Übungen machen Spaß und können eigentlich von jedem ausgeführt werden“, sagt Hüter. Eine andere Box enthält eine Balance-Stress- Challenge. Dazu gibt es einen Schlüsselanhänger, der sich individuell gestalten lässt und der zu Orten der Entspannung, innerhalb oder außerhalb des Unternehmens, mitgenom- men und fotografiert wird. Anschließend kann das Bild über die sozialen Medien oder eine Fotowand im Intranet des Unternehmens gepostet werden. „So wird das Thema Entspannung adressiert und die Kollegen sehen, ‚Oh, das ist ja ein cooler Ort, den könnte ich auch mal aufsu- chen‘.“

Die Übungen und Tipps in den verschiedenen Expeditions- boxen, die die Betriebe als Abo bestellen können, so dass es alle drei Monate neue Impulse gibt, seien außerdem so konzi- piert, dass sie wenig Zeit kos- teten. „Man muss nicht jeden Tag kilometerweit joggen, es reichen schon einfache Übungen, die in den Arbeitsall- tag integriert werden können.“ Hüter und Münzer suchen be- wusst einen niederschwelligen Zugang zum Thema Gesund- heit, die Maßnahmen sollen so gestaltet sein, dass sie alle erreichen. „Nur dann können sie nachhaltig wirken“, betont Hüter. Er rät Unternehmen, Mitarbeitern bei der betrieb- lichen Gesundheitsförderung Gehör zu verschaffen, sonst werde am Bedarf vorbeige- plant. „Gesundheitsförderung sollte nicht oben entschieden werden, sie muss von unten kommen, damit alle mitge- hen.“

89 MILLIARDEN EURO Volkswirtschaft- liche Produktions- ausfälle durch Arbeitsunfähigkeit QUELLE: BUNDESANSTALT FÜR ARBEITSSCHUTZ UND ARBEITSMEDIZIN

Patrick Hüter (links) und Philipp Münzer raten Unternehmen, Mitarbeiter bei der Gestaltung der Ge- sundheitsförderung miteinzubeziehen.

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IHK Magazin Rhein-Neckar 08 | 2023

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