IHK-Magazin Ausgabe 8/2023

MEINUNG

MENTALE GESUNDHEIT Schadet Social Media?

Fluch oder Segen? Zum Einfluss von Facebook, Instagram und Co. auf die mentale Gesundheit gibt es konträre Meinungen.

 Wichtig sind ein bewusster Konsum und das Finden einer gesunden Balance.

 Social Media kann als zusätzliche virtuelle Welt eine bunte Bereicherung sein.

WER KENNT SIE NICHT, die Vorwürfe à la „immer dieses Handy, das macht abhängig!“ Und ja, eine Smartphone- Sucht gibt es nicht, aus medizini- scher Sicht. Und doch verleitet dieses unscheinbare Gerät immer wieder dazu, mehr Zeit damit zu verbringen als zuvor geplant. Vor allem Social Media verleitet dazu, ständig erreich- bar zu sein, um nichts zu verpassen (# FOMO). Hier noch eine Nach- richt beantworten, ein paar Posts liken, immer in Kontakt bleiben. Auf Instagram sehe ich lauter tolle

WIR GEHEN HEUTZUTAGE MIT GE - SENKTEM KOPF DURCHS LEBEN, den Blick fest auf das Smart- phone-Display gerichtet. Social Media ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Über- wiegen die Vorteile der digitalen Dauerbeschallung die Risiken für unsere mentale Gesundheit? Wie so oft lautet die Antwort: Es kommt darauf an. Social Media

Dr. Simone Burel ist Geschäfts- führerin der LUB GmbH – Linguis- tische Unterneh- mensberatung und Fairlanguage sowie Co-Foun - derin der diversity company.

Oliver Brümmer ist Gründer und CEO der The Hackathon Company GmbH mit Sitz in Mannheim und Landessprecher des Startup-Verbands.

kann als virtuelle Welt betrachtet werden, die wir vor- übergehend betreten. Ob Content-Konsum oder -Pro- duktion: Instagram, TikTok und Co. können unglaublich vielfältige Werkzeuge sein, um uns zu informieren oder Fähigkeiten mit anderen zu teilen. Viele Profile widmen sich besonders den Sorgen der jüngeren Nutzer:innen, die sich um den Klimawandel, die berufliche Zukunft, oder auch mentale Gesundheit drehen, klären auf und zeigen: Ihr seid nicht allein. Andere User:innen teilen ihre Kunst oder gehen im Austauschen von Buchtipps auf. Vor allem in den vergangenen drei Jahren war diese Möglichkeit der virtuellen Verknüpfung existenziell wichtig. Der Kreis persönlicher Kontakte beschränkte sich durch die Coronaregelungen plötzlich weitest- gehend auf den eigenen Haushalt. Zur Sorge um die eigene Gesundheit kam Einsamkeit hinzu. In dieser Zeit wurden TEAMS-Gruppen wiederbelebt, auf Snapchat das Abendessen mit Freund:innen geteilt, und auf Instagram Klopapier-Challenges absolviert. Wenn wir Social Media vernünftig nutzen, regelmäßig den Blick auch wieder vom Bildschirm lösen, und unsere virtuellen Kontakte in die analoge Welt holen können, dann kann diese zusätz- liche virtuelle Welt eine bunte Bereicherung sein.

Urlaubsbilder und vergleiche mich fast automatisch mit anderen Menschen, bin unzufrieden mit meinem Leben. Auf LinkedIn fühle ich den Druck, regelmäßig – mög- lichst täglich! – etwas zu posten, damit der Algorithmus meinen Account nicht als „unwichtig“ labelt. Was nach Kleinkram klingt, ist unerwartet zeitintensiv, und alles gleichzeitig ist wichtig, dringend, braucht meine Auf- merksamkeit. Das schlaucht, zumal ich eigentlich noch drei Projekte auf dem Tisch liegen habe. Social Media kann extrem anstrengen, und das nicht nur im alltäg- lichen Konsum. Was ist mit Trollen, Hasskommentaren, Shitstorms & Cybermobbing? Für mich heißt das: Social Media kann definitiv der mentalen Gesundheit schaden. Sicher nicht bei jeder Person, und sicher nicht immer. Aber das Potenzial ist da. Die Lösung des Problems liegt nicht im kompletten Verzicht, und auch nicht im pau- schalen Verteufeln. Wichtig sind stattdessen ein bewuss- ter Konsum und das Finden einer gesunden Balance. Was das jetzt heißt, zum Beispiel am Wochenende wandern zu gehen, muss jede*r für sich selbst entscheiden.

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IHK Magazin Rhein-Neckar 08 | 2023

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