IHK-Magazin Ausgabe 8/2023

STANDORT

INFRASTRUKTUR Wenn eine Baustelle die Existenz bedroht In der Region häufen sich derzeit die Herausforderungen für Unternehmen aufgrund von Baustellen. Ein Blick nach Heidelberg und Wiesloch.

Zahlreiche Unternehmer haben inzwischen auf Initiative von Carmen Niebel vom Mode- haus Niebel eine Task Force eingerichtet, um gut vorbereitet in die Baustellenzeit zu gehen und um auch mit der Stadtverwaltung, rnv und Projektleitung im ständigen Austausch zu bleiben. Wie wichtig das ist, zeigt das Beispiel von Sabine Clormann. Ihre Familie betreibt seit 75 Jahren Kücherer’s Käse Ecke in der Kriegsstraße. Mit Beginn der Baustelle wird ihr Geschäft aus Richtung Norden von der Dos- senheimer Landstraße aus nicht mehr anfahr- bar sein. Sabine Clormann: „Das wird eine rie- sige Herausforderung. Was uns aber noch viel mehr Sorgen macht: Es gibt keine Lösung für ‚danach‘. Die Verkehrsführung soll so bleiben. Alle Geschäfte rund um die Tiefburg wären so- mit von der Hauptverkehrsader aus Richtung Dossenheim kommend abgeschnitten.“ Die Händlerin hat das Problem schon mehrfach in der Task Force zur Sprache gebracht: „Es wur- de uns auch signalisiert, dass man nach einer Lösung sucht, die scheint es jedoch noch nicht zu geben.“ Die Wunsch-Lösung – ein Kreisver- kehr am Hans-Thoma-Platz – ist wegen des Bahnverkehrs nicht möglich. Sabine Clormann hofft, dass durch die Verschiebung der Groß- baustelle die Planer doch noch einen Weg fin- den, damit ihr Geschäft wieder erreichbar sein wird. „Wir haben zu 70 Prozent Stammkunden, natürlich können wir mit denen kommuni- zieren und mit Handzettel arbeiten, um die Verkehrsführung zu erklären. Trotzdem hoffen wir auf eine sinnvolle, neue Planung.“ Dass innerstädtische Baustellen ohne unterstüt- zende Maßnahmen für den Handel existenzbe- drohend sein können, zeigt sich ebenso in Wies- loch. Eine Großbaustelle macht es für Händler in der Unteren Hauptstraße und der Schwetzinger Straße schwierig. Dort wird die komplette Infra- struktur und die Fahrbahndecke erneuert. Chris- topher Schmidt, Geschäftsführer bei Schuh Wolf und Mitglied im IHK-Handelsausschuss:

I n Heidelberg-Handschuhsheim wird sie schon jetzt die Baustelle des Jahrzehnts genannt. Zwar wurden die Maßnahmen zur Sanierung der Dossenheimer Landstraße um fünf Monate auf März 2024 verschoben, trotz- dem ist für Unternehmen zwischen Hans-Tho- ma-Platz und Fritz-Frey-Straße die Baustelle ein großes Thema. Täglich nutzen rund 23.000 Fahrzeuge die Verkehrsachse im Heidelberger Norden. Die Dossenheimer Landstraße ist allerdings schon länger in desolatem Zustand und kann den Verkehr laut Stadtverwaltung kaum noch tragen. Dazu werden von der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (rnv) die Gleis- anlagen der Straßenbahn-Linien 5, 23 und 24 saniert, sowie zwei Haltestellen barrierefrei umgebaut. Die Stadtwerke wollen den unter den Gleisen liegenden Abwasserkanal und ver- schiedene Leitungen erneuern. Der Gemeinde- rat gab Anfang 2022 für die Sanierungen grü- nes Licht Aufgrund von Materialmangel wurde die Gesamtmaßnahme auf 2024 verschoben. Zweieinhalb Jahre sind für die Bauzeit an- gesetzt, die Kosten sollen sich für die Stadt Heidelberg auf mindestens 15 Millionen Euro belaufen. Wie teuer es für die dort beheimate- ten Betriebe wird, ist noch nicht abzusehen.

Ihr Unternehmen hat in 75 Jahren viel erlebt, nun droht durch eine Baustelle Unge- mach: Die Heidelberger Einzelhändlerin Sabine Clormann

Wir hoffen auf eine sinnvolle, neue Planung. Sabine Clormann, In- haberin von Kücherer’s Käse Ecke

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IHK Magazin Rhein-Neckar 08 | 2023

ihk.de/rhein-neckar

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