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Auf so eine Idee muss man erstmal kommen: die Ruländer-Orgel. Gestimmt wird sie natürlich mit Wein.

eingeschlagen, die mit einem Geigen- bogen angestrichen werden. Auf über 30 verschiedenen Instrumenten wie Alpensaxofon, Bierflöte, Didgeri-Kuh, Syphonium, Medizinspritze und Pot- champerion brilliert Franz Schüssele. Und es klingt – ungewohnt, aber es klingt. Schließlich ist er ein virtuoser Posaunist und hat einen sehr guten Ansatz. Der kann aber auch mal lei- den. Zum Beispiel, wenn er auf dem Wanderspazierstock bläst. Hierzu hat er einen Holzspazierstock wie beim Alphorn der Länge nach aufgesägt, mit Stechbeitel sorgfältig ausgehöhlt und wieder zusammengeleimt. Mit einem Trompetenmundstück wird es angeblasen und klingt in B-Dur. Des- halb kann man darauf alle Stücke für Fürst Pless-Horn mit fünf Naturtönen spielen. Es klingt sehr scharf und ist ein Ansatztöter. „Das kann man nur volle Kanne spielen. Nach zehn Minu- ten ist der Ansatz weg“, sagt Schüs- sele. Wenn man dann noch einen Haushaltstrichter davor steckt, wird der Spazierstock richtig laut, doppelt so laut wie vorher.

als Notrufsignal oder um die Tiere zu beruhigen oder um sie zu warnen, vor einem Gewitter beispielsweise. Heute ist das Horn ein reines Musikinstru- ment.“ Franz Schüssele kann stunden- lang druckreif referieren. Sein Wissen um das Alphorn ist umfassend, im Jahr 2000 hat er ein imposantes Standard- werk darüber verfasst: „Alphorn und Hirtenhörner in Europa“. 1983 erlernte Schüssele autodidak- tisch das Alphornspiel und hat in der Folge zahlreiche Stücke für Alphorn in allerhand möglichen und unmöglichen Besetzungen geschrieben, so z. B. Alp- horn und Orgel, Orchester, Drehorgel, Dudelsack usw.... Eine Ausstellung mit rund 130 Hirtenhörnern aus der gan- zen Welt von Sibirien bis Papua Neu- guinea zeugen von seiner Besessenheit vom Alphorn und seinen Vettern und Basen. Als Alphornsolist ist er euro- paweit unterwegs. 2005 spielte er die Uraufführung des „Alphornkonzertes für Symphonisches Blasorchester“ von Victor Fortin und nahm mit dem Deut- schen Filmorchester Babelsberg die

„Sinfonia pastorella“ für Alphorn und Streicher Leopold Mozart, dem schwä- bischen Vater der Musiklegende „Wol- ferl“ auf. 2006 führte er dieses Werk im Fernsehen (BR, WDR u. TV Südtirol) mit den Bamberger Symphonikern auf und war als Solist in zahlreichen Fern- sehsendungen zu Gast. Didgeri-Kuh und Wanderstocktrompete „Ich habe eine Ader, verrücktes Zeug zu machen. Aus dem Bedürfnis, nicht nur das Gängige zu machen, sind eine Menge kurioser Instrumente ent- standen“, sagt der Schwarzwälder. In seinem Soloprogramm mit dem Titel „Concerto Curioso“ präsentiert er im ersten Teil klassische, außergewöhn- liche und selten gespielte Instrumente wie Serpent, Trumscheit und Krumm- hörner. Im zweiten Teil gibt es dann lauter selbst gebaute Instrumente zu sehen und vor allem zu hören. Da ist zum Beispiel die Nagelgitarre. Hierfür hat Schüssele Nägel um das Schallloch in unterschiedlicher Länge

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