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Bärin Jurka (Foto links) ist die ,,dienstälteste“ tierische Bewohnerin des Parks. Biologin Teresa Carl (Foto oben links) fungiert als stellvertretende Projektleiterin Pädagogik bei Wölfen, Bären und Luchsen. Unterwegs am Bachlauf: die Bären-Männer Arthos, Agonis und Arian.

Dort, wo sich normalerweise Fuchs und Hase „Gute Nacht“ sagen, haben am Südhang des Kniebis nahe Bad Rippoldsau- Schapach Wolf und Bär eine neue Heimat gefunden. Ge- nauer gesagt einst gefangene, gequälte und geschundene Wölfe, Bären und Luchse, die nach oft jahre- oder gar jahr- zehntelanger „Privathaltung“ und Misshandlung nun im „Alternativen Wolf- und Bären- park“ im Schwarzwald so na- türlich wie nur irgend möglich ihren Lebensabend verbringen. D er Mensch und die Beutegreifer – über Jahrtausende war das ein Konkurrenz- und Überlebens- kampf mit dem schlechteren Ende für Wolf, Bär und Luchs. Als Nahrungskon- kurrenten oder aus reiner Trophäen- jagdlust wurden ihre Bestände gnaden-

Deutschland unermessliches Leid zu. Der bekannte amerikanische Schrift- steller Mark Twain hat das bereits 1905 mit dem Satz „Von allen Tieren ist der Mensch das Einzige, das grau- sam ist. Keines außer ihm fügt anderen Schmerz zum eigenen Vergnügen zu“ auf den Punkt gebracht. So werden Bären und Wölfe in soge- nannten Tierparks in enge Käfige mit Betonböden gequetscht, von Schau- stellern auf Jahrmärkten zur Schau gestellt, in Zirkussen vorgeführt, als „Attraktionen“ vor Restaurants gehal- ten, in Freizeitparks und an Stränden als Selfie-Models vermietet oder in völ- lig ungeeigneter Umgebung in Privat- haltung kaserniert. Tatsächlich kann z.B. in Deutschland fast jeder fast jedes Tier privat halten. Voraussetzung: artgerechte Haltungs- bedingungen. Doch wer überprüft das – und lässt sich das überhaupt lückenlos überprüfen? Dazu kann man heute auf dem Schwarzmarkt nahezu alle Tiere illegal kaufen.

los reduziert, bis sie in Mitteleuropa schon vor 100 Jahren weitgehend aus- gerottet waren. Der letzte wilde Braunbär in Deutsch- land wurde 1835 nahe dem bayeri- schen Ruhpolding erschossen. Auf das traurige Kapitel mit dem sogenannten „Problembären“ Bruno, der, aus Italien nach Bayern eingewandert, 2006 im Spitzingsee-Gebiet erschossen wurde, kommen wir später im Text noch zu- rück. 1904 wurde bei Hoyerswerda in der Oberlausitz der „letzte wilde Wolf“ vor der Wiederbesiedelung etwa seit der Wende zum 21. Jahrhundert er- schossen und der letzte wilde Luchs in Deutschland wurde als angeblicher Viehräuber 1850 in den deutschen Alpen getötet. Tierquälerei durch Schaulust Unabhängig von der Ausrottungsthe- matik, sei es aus Futterneid, aus Angst oder aus Spaß am Töten, fügten und fügen Menschen Wildtieren überall auf der Welt, auch in Europa und selbst in

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