SprichwortLändle
Unsere Alltagssprache ist von Redewendungen geprägt, deren ursprüngliche Bedeutung wir heute kaum noch kennen. Der oberschwäbische Barde Bernhard „Barny“ Bitterwolf geht für Mein Ländle auf sprachliche Spurensuche und deckt die Herkunft von Redensarten und Sprichwörtern auf. Spießrutenlauf Im Zusammenhang mit den Geschehnis- sen vor 500 Jahren, als der Bauernkrieg bei uns im Land tobte, wird immer wie- der von einem Spießrutenlauf berichtet. Die sogenannte Bluttat von Weinsberg gilt als einer der Auslöser der blutigen Auseinandersetzungen zwischen den Bauernhaufen und dem schwäbischen
kontakt, die persönliche Begegnung nicht ausgehalten werden müssen, einfach weil die entsprechende Reaktion nicht unmit- telbar erfolgen kann. Wir Menschen sind soziale Wesen, brau- chen das Gespräch und den Kontakt mit- und zueinander. Dazu gehört auch der Disput, das Aushalten unterschiedlicher Auffassungen und Meinungen. Wenn wir Kultur, wie sie in Mein Ländle beschrie- ben wird, leben und erleben, gemein- same Erlebnisse herbeiführen und uns auf Augenhöhe begegnen, stärkt dies das Miteinander in unserer Gesellschaft und niemandem wird die Schmach zuteil, sprichwörtlich durch die Spieße zu müssen.
über jemanden hereinbricht. Wie damals im 16. Jahrhundert kann man sich auch heute, wenn überhaupt, dann nur sehr schwer gegen solche Anfeindungen zur Wehr setzen. Wehrlos zu sein, verursacht nach wie vor unangenehme, ja ohnmäch- tige Gefühle. Nicht selten kommt eine Hassspirale ins Laufen. Es scheint, als sei es für manche Zeit- genossen ein Leichtes und dadurch auch reizvoll, in den sozialen Medien über je- manden herzuziehen, auch weil der Blick-
Bund, einem Zusammenschluss der schwäbischen Reichsstände. Was war geschehen? Aufständische Bauern töteten den Grafen Ludwig von Helfenstein und seine Be- gleiter, indem sie sich in einer Gasse aufstellten und die dort durchgejagten Adligen mit ihren Spießen und Lanzen malträtierten. So konnte keinem Einzel- nen der Tod des verhassten Obervogts über alle württembergischen Bauern angelastet werden. Diese Art der Bestra- fung wurde bislang eigentlich nur bei schändlichen Taten von Landsknech- ten angewandt. So zu sterben galt für Adlige als besonders demütigend.
Heutzutage drücken wir mit der Redewendung „Spießrutenlauf“ aus, dass jemand von allen möglichen Leuten und über mehrere Kanäle kriti- siert, verspottet oder auch
beschimpft wird. Neu- deutsch reden wir von einen „shit storm“, der
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