IHK-Magazin Ausgabe 8/2024

TITELTHEMA | GRÜNDUNG

ENVIMA Realitätsklatsche Immer wieder von vorne anfangen – das haben die Gründer von envima gelernt. Denn wer nicht selbstkritisch ist, geht mit seinem Start-up schneller unter als ihm lieb ist.

ckelt, die Daten aufbereitet und visualisiert. Gesammelt werden die Daten über eine Hardware, eine Box, die das Team aus Haßmersheim gemeinsam mit einem Industrieelektronik-Her- steller entworfen hat. Bis aus der Idee ein Unterneh- men wurde, verging allerdings ein Jahr. „Seid ihr finanziell ge- bootstrapt?“, war zum Beispiel eine Frage beim Smart Green Accelerator in Freiburg, das sich an Start-ups in der Frühphase der Gründung wendet. „Bitte?“ Beim Bootstrapping wird auf eine Finanzierung durch eine Bank oder einen Privatinvestor verzichtet, stattdessen versucht das noch junge Unterneh- men, die Kosten möglichst zu minimieren und finanziert sich zunächst über Eigenkapital und Förderprogramme. Letzteres ist bei envima der Fall, das vom EXiST-Gründungsstipendium gefördert wird. „Wir haben in den ersten Monaten eine steile Lernkurve hingelegt“, berichtet Basar. Sie hätten viel Kritik erfahren, aber ohne diese gäbe es envima heute womöglich nicht mehr. Zwischen der initialen Idee und einem skalierfähigen Ge- schäftsmodell liege eben eine große Kluft, und die lässt sich nur überwinden, wenn auch betriebswirtschaftlich-trocke- ne, aber wichtige Aspekte wie zum Beispiel Marktgröße oder Finanzmodelle abgearbeitet werden. „Realitätsklatsche“ nennt Basar das: „Man darf nicht voreingenommen sein und die Dinge zu positiv sehen, Kritik ist wichtig.“

Das envima-Team hat sein Headquarter in Opas Wohnzimmer errichtet (von links): Jonas Reibenspies, Jonathan Seib, Miro Ackermann, Nikola Basar, Lukas Dörner und Michael Häglsperger D er Großvater von Nikola Basar hielt das für eine Schnapsidee. Sich

Was fehlte, waren die Zahlen. Die liefert ihnen nun envima – abgekürzt für Environmental Management. „Wir stellen die Nachhaltigkeitsstrategie auf eine fundierte Datenbasis“, erklärt Reibenspies. So werden beispielsweise Strom- und Wasserverbrauch erfasst und Einsparungen entlang der Wertschöpfungskette trans- parent gemacht. „Oft haben Stellen, an die man gar nicht denkt, Einfluss auf die Öko- bilanz“, erklärt Basar. Nahe- liegend sei es vielleicht, die Verpackung eines Produkts zu ändern. Weniger offensichtlich im Gegensatz der Austausch eines Bauteils, am Ende ist die Wirkung jedoch viel nachhalti- ger. Für die Datenerfassung hat envima eine Software entwi-

Selbstständig machen! Der Junge sollte sich lieber einen richtigen Job suchen. Nun hat das Start-up des Enkels, das er gemeinsam mit zwei Kommi- litonen von der Universität Tübingen, Jonas Reibenspies und Michael Häglsperger, ge- gründet hat, sein Headquarter im Haus des Großvaters. „Wir sind da reingestolpert“, sagt Basar. Sie hatten eigentlich nie die Idee, sich selbstständig zu machen, doch als sie bei Unter- nehmen Praktika gemacht hat- ten, erkannten sie ein Problem: Die Betriebe müssen in nach- haltige Lösungen investieren, wussten aber oft nicht, wie die Lösungen aussehen können.

Wir sind in die Unternehmens- gründung rein- gestolpert.

Nikola Basar, Gründer aus Haßmersheim

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IHK Magazin Rhein-Neckar 08 | 2024

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