IHK-Magazin Ausgabe 8/2024

TITELTHEMA | GRÜNDUNG

PAICON An einem Strang ziehen Manasi Aichmüller-Ratnaparkhe hat zusammen mit ihrem Mann Paicon gegründet. Mit dabei: das Uniklinikum Heidelberg als starken Kooperationspartner

Aichmüller-Ratnaparkhe: Auf die Idee kamen mein Mann Christian und ich während meiner Promotion an der Uni- versität Heidelberg, genauer gesagt am Deutschen Krebs- forschungszentrum DKFZ, sowie meiner anschließenden Forschungsarbeit an der Uni- versitätsklinik Heidelberg. Mein Mann, wir haben uns am DKFZ kennen gelernt, und ich stellten fest, dass wir aufgrund der begrenzten Datenlage nicht sicherstellen konnten, dass unsere Entwicklungen direkt auf andere Datenquellen anwendbar sind. Diese Frage ist insbesondere im Hinblick auf die Markteinführung von Diagnostiksoftware von großer Bedeutung. Gerade in der Medizin sind Datenerhebung, Bereitstellung und Nutzung ein heikles Thema. Es bedarf nicht nur tiefer onkobiologi- scher Fachkenntnisse, sondern auch der Berücksichtigung juristischer Aspekte. Daher be- schlossen wir, diese essenziel- le Lücke zu schließen und sowohl der Forschung als auch der Industrie einen fach- lich struk- turierten und rechts- siche- ren

Zugang zu weltweit erhobenen Daten zu ermöglichen. Hätten Sie Ihre Idee nicht auch innerhalb des Uniklinikums umsetzen können? Aichmüller-Ratnaparkhe: Ich wollte schon immer mein eigenes Unternehmen gründen. Selbstständig zu sein, das be- deutet, seine Ideen, seine Visio- nen umsetzen zu können, das zu machen, was man für wichtig und richtig hält. Während meiner Masterarbeit in den USA hat mich mein Professor aber zunächst motiviert, eine Promo- tion in Deutschland zu machen. So bin ich nach Deutschland gekommen und habe hier Menschen mit dem gleichen Mindset kennengelernt. Aichmüller-Ratnaparkhe: Mit dem Wissen, dass ich als Krebs- forscherin inzwischen hatte, und den Menschen an meiner Seite, die mich unterstützten, habe ich dann den Sprung ins kalte Was- ser „Unternehmensgründung“ Und trotzdem war es irgendwann soweit…. gewagt. Zugegebenermaßen kein Prozess ohne Hindernisse oder Stolpersteine. Nach vielen Gesprächen mit verschiedenen Personen wurde mir klar, dass ein solches Vorhaben außerhalb einer forschenden Einrichtung gegründet werden muss. Denn unser Service sollte unabhän- gig sein. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir keine Verbindung zum Uniklinikum haben. Ganz im Gegenteil: Wir haben sogar einen Kooperationsvertrag mit dem Uniklinikum, der eine enge projektbezogene Zusammen- arbeit ermöglicht.

Sie bauen eine Datenbank für die Krebsdiagnostik auf, die Daten aus aller Welt enthält. Was macht Ihre Daten so besonders? Manasi Aichmüller-Ratna- parkhe: Unsere Daten haben keine Tendenz oder besser ausgedrückt: Präferenz. Das ist für die Krebsdiagnostik enorm wichtig. Wenn eine künstliche Intelligenz Gewebe auf Krebs- zellen untersuchen und feinste Unterschiede erkennen soll, darf das Programm nicht nur mit Daten einer einzigen Ethnie oder aus einer begrenzten An- zahl von Laboren trainiert wer- den. Andernfalls könnte die KI Krebsgewebe, das von anderen Ursprungsquellen als den Trai- ningsdaten stammt, ungenau oder gar falsch interpretieren. Aichmüller-Ratnaparkhe: Eine KI lernt nur das, was man ihr beibringt. Zeigt man ihr zum Beispiel nur Daten von kaukasi- schen Menschen, hat sie mög- licherweise Schwierigkeiten, diese Erkenntnisse auf andere Ethnien anzuwenden. Wir bau- en daher eine Datenbank auf, die nicht nur für Entwicklungen und Anwendungen in Europa funktioniert, sondern weltweit. Ziel ist, eine Anwendung zu ent- wickeln, die Diagnosen für alle Krebsarten zulässt, aber das ist ein langer Weg. Kürzlich haben wir unser erstes Produkt on- line gestellt, das sich mit der molekularen Klassifizierung von Darmkrebs beschäftigt. Worin besteht hier das Problem?

Ich wollte schon immer mein eigenes Unternehmen gründen. Manasi Aichmüller- Ratnaparkhe, Gründerin aus Heidelberg

Kam über den Umweg USA nach Deutschland und hat hier ihr eigenes Unternehmen ge- gründet: Manasi

Aichmüller- Ratnaparkhe mit Ehemann Christian

Wie kamen Sie auf Ihre Unternehmensidee?

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IHK Magazin Rhein-Neckar 08 | 2024

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