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HEIDELBERG PHARMA Pilze sammeln gegen den Krebs Heidelberg Pharma entwickelt mit dem Gift aus dem Knollenblätterpilz Medikamente gegen Krebs – zur Freude von Investor Dietmar Hopp.
B auchkrämpfe, Erbrechen, Durchfall, im schlimms- ten Fall sogar der Tod: Das droht Pilzsammlern, wenn der Knollenblätterpilz ver- sehentlich in ihrem Korb und später dann im Essen landet. Dass das Gift des Pilzes aber auch für bahnbrechende Ergebnisse in der Krebsfor- schung gesorgt hat, dürfte den wenigsten bekannt sein. Bei der Heidelberg Pharma AG, die seit 2017 in Ladenburg ihren Hauptsitz hat, ist das Pilzgift Amanitin seit mehr als zehn Jahren ein wichtiger Bestandteil der Entwicklung von Krebstherapien. Um ihre Arbeiten mit Amanitin voran- zutreiben, sind die Wissen- schaftler des Unternehmens zu Beginn ihrer Forschung sogar selbst in die Wälder zum Pilze sammeln ausgeschwärmt, um an das Gift im Knollenblätter- pilz zu kommen. Herstellen lässt das Unter- nehmen Amanitin mittlerweile synthetisch: „Der biologische Wirkmechanismus des Toxins stellt einen neuen therapeu- tischen Ansatz dar“ erklärt Vorstand Professor Andreas Pahl. „Wir sind Vorreiter in der Verwendung des Pilztoxins Amanitin für die Behandlung von Krebs und verwenden für den gezielten Transport des Wirkstoffs in die betroffenen Tumorzellen die klinisch be- währte ADC-Technologie.“ ADCs sind Antikörper-Wirk- stoff-Konjugate, die die Spezifität von Antikörpern mit der Wirksamkeit von Toxinen kombinieren, um
Krebs zu bekämpfen. Aus- gewählte Antikörper werden mit verschiedenen Wirkstoffen beladen und transportieren sie in die erkrankten Zellen. Das Toxin kann dort seine Wirkung entfalten und die Zelle töten. „Unsere Wirkstoffe beseitigen nicht nur den Tumor, sondern töten auch die Krebsstamm- zellen, weil unsere Toxine in der Lage sind, nicht teilende Zellen und Krebsstammzellen zu eliminieren“, erklärt Pahl. Heidelberg Pharma hat einige Entwicklungskandidaten in seiner Produktpipeline, einer davon befindet sich in der klinischen Entwicklung, zwei weitere sollen in den nächsten zwölf Monaten eine klinische Studie beginnen. Der am weitesten fortgeschrit- tene Produktkandidat HDP-101 befindet sich in einer klinischen Phase I/IIa-Studie und erzielt bei Patienten mit Kno- chenmarkkrebs laut Pahl bereits gute Ergebnisse.
Dass Dietmar Hopp mit seiner Heidelberger Holding dievini, in der der SAP-Mitgründer seine Biotechnologie-Beteili- gungen bündelt, 46 Prozent der Unternehmensanteile hält, spielt auch für die Wissen- schaftler eine große Rolle. Nicht zuletzt dank dieser Verbindung und der guten Zusammenarbeit mit Partnern in Europa und China sehen sie sich bei HeidelBerg Pharma für die Krebsbekämpfung wei- ter gut aufgestellt. Für Pahl ist klar: „Wir benötigen dringend neue Medikamente mit neuen Wirkmechanismen, um die Resistenz der Krebszellen zu überwinden.“ JR
ZAHLEN UND FAKTEN Sitz: Ladenburg 100 Mitarbeiter 16,8 Millionen Euro Umsatz 2023
heidelberg-pharma.com
Professor Andreas Pahl, Vorstand der
Wir benötigen neue Medika- mente mit neuen Werkme- chanismen, um die Resistenz der Krebszellen zu überwinden.
Heidelberg Pharma AG
„Unser Wirkstoff Amanitin wirkt auch auf ru- hende Tumor- zellen, daher kann diese
Wirksamkeit wahrschein- lich zu einem
Professor Andreas Pahl
längeren progres-
sionsfreien Überleben bei den Patienten führen“, sagt er.
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IHK Magazin Rhein-Neckar 08 | 2024
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