IHK-Global Business Ausgabe 7/2025

AMERIKAS

BRASILIEN Abfallwirtschaft investiert kräftig

im August 2024 verstrichen ist, intensivieren Aufsichtsbehörden und Staatsanwaltschaften ihre Maßnahmen, um kommunale Regierungen zur Einhaltung zu bewegen. Für viele Kommu- nen stellt die Strukturierung von öffentlich-pri- vaten Partnerschaften (PPP) den realistischsten Weg zur Umsetzung dar. Diese PPP-Modelle setzen in der Regel eine Refinanzierung über Abfallgebühren voraus – was wiederum Investi- tionsanreize für private Unternehmen schafft. Ein zentrales Element der brasilianischen Abfallpolitik ist der Nationale Abfallwirtschafts- plan (Plano Nacional de Resíduos Sólidos – Planares). Neben der vorgesehenen Schließung aller Lixões sieht der Plan vor, dass bis 2036 eine flächendeckende Müllabfuhr realisiert wird. Bis 2040 soll der Anteil der Bevölkerung mit Zugang zur getrennten Abfallsammlung auf 72,6 Prozent steigen. Zudem sollen alle Gemein- den eine Gebührenstruktur für die Entsorgungs- dienstleistungen implementieren. Die wirtschaftliche Tragfähigkeit von De- ponien kann neben den kommunalen Entgel- ten auch durch zusätzliche Einnahmequellen gesichert werden. Dazu gehören Anlagen zur Sortierung und Aufbereitung von Wertstoffen, die Gewinnung von Biogas zur Stromerzeugung oder zur Produktion von Biomethan sowie die Herstellung von Düngemitteln direkt auf dem Deponiegelände. Einstieg über Ausschreibungen Für öffentliche Aufträge sind in Brasilien in der Regel Städte und Gemeinden zuständig. Die fortschreitende Digitalisierung und Entbüro- kratisierung im öffentlichen Beschaffungswesen erleichtern zunehmend auch ausländischen Un- ternehmen die Teilnahme an Ausschreibungen. Eine zentrale Plattform für die Veröffentlichung ist das staatliche Online-Portal Comprasnet. Informationen zu geplanten Konzessions- und PPP-Projekten bietet zudem das Portal des bun- desweiten Programms PPI (Programa de Parce- rias de Investimentos) – darunter auch Vorhaben im Bereich der städtischen Abfallwirtschaft. Immer wieder geraten Ausschreibungen wegen Betrug und Korruption in den Fokus der Justiz. Für einen erfolgreichen Markteintritt empfiehlt sich daher die Zusammenarbeit mit ortsansäs- sigen Unternehmen oder Vertretungen, die mit den lokalen Gegebenheiten vertraut sind und potenzielle Fallstricke vermeiden helfen. GTAI/IHK

Großer Nachholbedarf: Brasilianische Kommunen benötigen Sam- melfahrzeuge, Sortieranlagen, Kompostwerke und normgerechte Deponien, um Wertstoffe wiederverwerten zu können.

Der brasilianische Branchenverband für Stadtreinigung und Abfallwirtschaft Abrema erwartet, dass der Markt für Abfallwirt- schaft in den kommenden Jahren stark expan- dieren wird – mit Investitionen nicht nur in neue Deponien, sondern auch in Anlagen zur Biogasgewinnung und Stromerzeugung aus organischen Abfällen. Laut Berechnungen von Abrema beliefen sich die öffentlichen und privaten Ausgaben für das Management von Siedlungsabfällen im Jahr 2023 auf rund 7,4 Mil- liarden US-Dollar (US$) – ein Anstieg von 9,4 Pro- zent gegenüber dem Vorjahr. Trotz dieser Entwicklung bleibt der Investitionsbedarf hoch. Einer im Jahr 2022 veröffentlichten Studie zufolge wären Investitionen in Höhe von 5,2 Mil- liarden US$ erforderlich, um eine flächende- ckende Abfallbewirtschaftung zu erreichen und alle offenen Müllkippen zu beseitigen. Rechtliche Vorgaben schaffen Chancen Da eine gesetzlich festgelegte Frist zur Schlie- ßung der offenen Müllkippen („Lixões“) bereits

41,5 PROZENT

der Siedlungs- abfälle in Brasi- lien werden nicht ordnungsgemäß entsorgt. QUELLE: GTAI

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IHK Global Business 07/2025

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