IHK-Global Business Ausgabe 7/2025

GROSSBRITANNIEN

Zeichen der Zusammen- arbeit: António Costa, Präsident des Europäi - schen Rates (links), der britische Premierminister Keir Starmer (Mitte) und EU-Kommissionspräsi - dentin Ursula von der Leyen (rechts) am 19. Mai 2025 in London. Der EU-UK-Gipfel sollte neue wirtschaftliche Impulse setzen.

Bewerber ab. Unternehmen berichten zudem von Schwie - rigkeiten, qualifiziertes Personal zu finden – ein Problem, das sich direkt auf Produktivität und Wachstum auswirkt. Ein oft übersehener Aspekt sind die Auswirkungen auf Bildung und Forschung. Großbritannien nimmt nicht mehr am Erasmus-Programm teil, der Studierendenaustausch ist um 60 Prozent eingebrochen, der Schüleraustausch sogar um 75 Prozent. Universitäten beklagen den Verlust europäischer Partnerschaften und Fördermittel. Auch im Forschungsbereich hat sich die Isolation be - merkbar gemacht. Zwar wurde 2024 eine Teilrückkehr in das EU-Forschungsprogramm „Horizon Europe“ verein - bart, doch viele Kooperationen sind bereits abgebrochen oder stark eingeschränkt. Der Verlust an wissenschaftli - chem Austausch und Innovationskraft ist spürbar.

FAZIT

Vereinigtes Königreich auf einen Blick – Was Unternehmen beachten sollten Herausfordernder Markt mit Chancen: Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten bleibt UK ein relevanter Absatz- und Innovationsmarkt – besonders in den Bereichen Dienstleistungen, IT und Hightech. Bürokratischer Mehraufwand: Zollformalitäten, doppelte Produktzertifizierungen (wie etwa UKCA) und komplexe Steuerregelungen erfordern gute Vorbereitung und laufende Compliance. Arbeitsmarkt im Wandel: Fachkräftemangel und visapflichtige Einreisen machen die Rekrutierung anspruchsvoller – gezielte Personalplanung und lokale Präsenz sind entschei - dend.

Verhältnis zur EU: Zwischen Annäherung und Abgrenzung

Premierminister Keir Starmer kündigte 2024 einen „Re - set“ der Beziehungen an, um die wirtschaftliche Zusam - menarbeit zu erleichtern. Ziel ist es, Handelshemmnisse abzubauen, wissenschaftliche Kooperationen zu stärken und den Austausch im Bildungsbereich wiederzubeleben. Ein erstes Zeichen dafür war der EU-UK Gipfel am 19. Mai. Beide Seiten formulierten nach langer Zeit wieder gemein - same Positionen, doch viele Vereinbarungen bleiben vage und müssen weiter ausgearbeitet werden. In den Berei - chen Verteidigung, Cybersicherheit und Energie wurde eine engere Zusammenarbeit angekündigt. Britische Unternehmen sollen künftig Zugang zu europäischen Ver - teidigungsprojekten erhalten. Auch bei der Angleichung von Standards im Handel, bei der Fischerei und bei der Jugendmobilität gab es Annäherungen. Der Gipfel signali - siert den Willen zur Kooperation, schafft aber noch keine belastbare Grundlage für eine umfassende Partnerschaft. Der jährliche Gipfel soll den Dialog fortsetzen und offene Fragen klären. IHK

Langfristige Perspektive durch Partnerschaften: Eigene Standorte oder Kooperationen im UK erleichtern Marktzugang, Kundenbindung und

regulatorische Anpassung.

Pragmatische Neuausrichtung im Gange: Der EU-UK-Gipfel 2025 bringt neue Impulse – unter anderem bei Jugendmobilität, Produkt-

handel und Digitalisierung.

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IHK Global Business 07/2025

ihk.de/rhein-neckar

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