EUROPA
EUROPÄISCHE UNION Löhne und Produktivität gestiegen
Zwar hat Irland von 2014 bis 2023 dank exportorientierter ausländi- scher Investoren die stärkste Ver- besserung der Arbeitsproduktivität je Beschäftigten in Bezug auf den EU-Durchschnitt verzeichnet. Es folgen jedoch Rumänien, Bulga- rien, Polen, Lettland, Litauen und Tschechien. In Italien und Malta waren die Löhne 2023 geringer als in der Ge- samt-EU, die Arbeitsproduktivität hingegen höher. In Litauen, Polen, Portugal, Rumänien, Slowenien und Tschechien lag die Arbeitspro- duktivität 2023 bei 80 Prozent bis 90 Prozent des EU-Durchschnitts. Gleichzeitig lagen die Bruttostun- denlöhne in Portugal und Tsche- chien bei unter 60 Prozent, in Litauen und Polen bei unter 50 Prozent und in Rumänien nur bei 35 Prozent des EU-Mittel-
Zwischen 2020 und 2023 sind die Bruttostundenlöhne EU-weit um nominal 12 Prozent gestiegen. Im zweiten Quartal 2024 legten die Arbeitslöhne um weitere 5,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal zu. Der Anstieg der Lohnnebenkosten lag bei 5,4 Prozent. Die Steigerungen sind hauptsächlich auf den Inflationsaus- gleich zurückzuführen, denn die Reallöhne waren 2022 um 2,5 Prozent und 2023 um 0,6 Prozent gesunken. Selbst in Ländern, in denen Stellen aufgrund der schwächelnden Kon- junktur abgebaut werden, bleibt der Lohndruck insgesamt bestehen – auch, weil es aufgrund des demografischen Wandels immer weniger verfügbare Arbeitskräfte gibt. In vielen Hochlohn- ländern gab es in den letzten Jahren indessen eine stärkere Zurückhaltung bei der Lohnentwicklung. In Hauptstädten sind die Löhne meistens höher Wenig überraschend sind die Löhne in den Hauptstädten und ihrem Umland im nationalen Vergleich am höchsten. Dies liegt unter anderem daran, dass sich hier viele große, internationale und damit finanzstarke Unternehmen, Banken und Versiche- rer niedergelassen haben. Allerdings sind im europäischen Vergleich die Lohnunterschiede zwischen Haupt- stadt und den anderen Regionen mal größer und mal kleiner. So haben die nordischen Länder Schweden, Däne- mark und Finnland nur geringe regio- nale Lohnunterschiede. Grund ist die dort charakteristische starke Tarifbin- dung. Die Tarifverträge werden alle zwei bis drei Jahre neu verhandelt. Arbeitsproduktivität steigt Auch die Arbeitsproduktivität hat sich in Mitgliedsstaaten mit einem unterdurchschnittlichen Aus- gangsniveau dem EU-Mittelwert in den letzten Jahren angenähert.
wertes. Das mit 29 Prozent des EU-Niveaus niedrigste Lohnniveau verzeichnet Bulgarien, wo die Arbeitsproduktivität 2023 mit 57 Prozent des EU-Schnitts eben- falls deutlich höher war. In Deutschland war die in einer Arbeitsstunde geschaffene Brutto- wertschöpfung 2022 im Schnitt um 20,80 Euro höher als der dafür gezahlte Bruttostundenlohn. Da- mit lag Deutschland in der EU auf Rang zehn. Eine noch höhere Dif- ferenz zugunsten der Bruttowert- schöpfung hatten Irland, Belgien, Dänemark, Luxemburg, Schweden, die Niederlande, Österreich, Finn- land und Italien. Eine um weniger als 10 Euro höhere Bruttowert- schöpfung hatten Ungarn, Litau- en, Lettland, Estland, Bulgarien, Portugal, Rumänien, Griechenland Slowenien und Kroatien. GTAI/IHK
Löhne ziehen weiter an Bruttostundenlöhne in den
EU-Staaten im Durchschnitt der Privatwirtschaft laut Labour Cost Index 2024 in Euro und Veränderung zum Vorjahr in Prozent
Schweden 38,90 (+3,2)
< 20 20-30 30-40 >_ 40
Finnland 37,10 (+2,7)
Estland 18,30 (+4,4)
Litauen 14,70 (+6,5) Lettland 13,50 (+4,5)
Irland 40,20 (+3,8)
Dänemark 48,10 (+4,1)
Niederlande 43,30 (+4,7) Luxemburg 53,90 (+3,4)
Polen 14,50 (+5,9)
Deutschland 41,30 (+3,1)
Belgien 47,10 (+2,9)
Tschechien 18,00 (+6,5)
Slowakei 17,20 (+5,8)
Österreich 40,90 (+3,2)
Rumänien 11,00 (+9,9)
Frankreich 42,20 (+2,3)
Slowenien 15,50 (+5,6)
Kroatien 14,40 (+4,8)
Italien 29,80 (+3,0)
Bulgarien 9,30 (+10,9)
Portugal 17,00 (+3,6)
Griechenland 15,70 (+3,2)
Spanien 24,60 (+3,1)
Zypern 20,10 (+3,0)
Malta 18,20 (+4,1)
QUELLE: EUROSTAT 2024, EUROPÄISCHE KOMMISSION 2024
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IHK Global Business 01/2025
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