AMERIKAS
USA Neue Recyclingmethoden gefragt
ansteigen. Das National Renewable Energy Laboratory (NREL) hat er- rechnet, dass 2019 nur etwa 5 Prozent der Plastikabfälle recycelt wurden. Angesichts dieser Herausforderungen reichen traditionelle mechanische Recyclingmethoden nicht aus, um die Wiederverwertungsraten zu erhöhen. Pyrolyse ist weit verbreitet Das häufigste chemische Recycling- verfahren ist die Pyrolyse. Etwa 80 Pro- zent der in den USA geplanten Projek- te setzen auf diese Methode, bei der Kunststoffabfälle unter hohen Tem- peraturen und ohne Sauerstoff erhitzt werden und sich dadurch in kleinere Bestandteile zersetzen. Allerdings steht die Pyrolyse in der Kritik, da das hierbei entstehende Pyrolyseöl oft als Kraftstoff und nicht als Rohstoff für neue chemische Produkte verwendet wird, weshalb kein geschlossener Materialkreislauf entsteht. Deutsche Unternehmen sind Vorreiter Dass es auch anders geht, beweist BASF. Zusammen mit Total Energies wurde Anfang 2024 das ChemCyc- ling-Projekt in Port Arthur, Texas, in Betrieb genommen. Dort werden durch Pyrolyse gewonnene chemi- sche Grundbausteine in existierende Produktionsanlagen eingespeist. Für neue Produkte wie Hochleistungs- kunststoffe oder Polyurethan redu- ziert sich somit die Menge an fossilen Ausgangsstoffen. Neben der Pyrolyse existieren weitere Verfahren für chemisches Recycling. Das deutsche Unterneh- men Revalyu Ressources setzte im Oktober 2023 den Spatenstich für ein Projekt in Statesboro, Georgia, bei dem das Glykolyseverfahren angewendet wird. Mittels Glykol werden dabei PET-Flaschen in ihre Grundbestandteile zerlegt, um diese wiederzuverwenden. GTAI/IHK
Neue Verfahren sollen das Kunststoffrecycling revolutionieren. Aufgrund von steigenden Abfallmengen und der geringen Recyclingquote ist der Bedarf in den USA besonders hoch.
jährlich etwa 400.000 Tonnen Plas- tikabfall chemisch zu recyceln. Ein Projekt von Eastman Chemicals Projekt in Longview, Texas soll eine jährliche Kapazität von etwa 110.000 Tonnen erreichen. Die US-Regierung unterstützt das Vorhaben mit rund 375 Millionen US$ an Fördermitteln aus dem Industrial Demonstrations Program des Department of Energy. Der Chemieriese Dow will bis 2030 chemische Recyclingkapazitäten in Höhe von 600.000 Tonnen pro Jahr schaffen, wofür mehrere Projekte in Planung sind. ExxonMobil strebt bis 2027 eine Gesamtkapazität von 500.000 Tonnen pro Jahr an. Recyclingrückstand soll aufgeholt werden Der Bedarf ist enorm: Die OECD be- ziffert den 2019 in den USA erzeugten Kunststoffabfall auf rund 73 Millio- nen Tonnen. Mit 220 Kilogramm pro Kopf ist dies das Fünffache des globa- len Durchschnitts. Bis 2040 könnte das jährliche Aufkommen an Plastik- abfall auf etwa 100 Millionen Tonnen
Die USA setzen verstärkt auf innovative Behandlungs- und
Rückgewinnungsverfahren, um dem hohen Abfallaufkommen entgegenzu- wirken. Hierzu zählen als chemisches Recycling bezeichnete Verfahren, bei denen Plastikabfälle mithilfe von Hitze oder Chemikalien in ihre molekularen Grundbausteine aufge- spalten werden. Diese können anschließend zur Herstellung von Kunststoffen oder anderen Produkten wiederverwendet werden.
Kapazitätsausbau ist dringend erforderlich
Noch steht das chemische Recycling in den Vereinigten Staaten ganz am Anfang. Im Jahr 2024 gingen US-weit nur etwa zehn Anlagen mit einer Ge- samtkapazität von rund 450.000 Ton- nen in Betrieb. Doch es kommen erste Großvorhaben in Gang. So will das kalifornische Unter- nehmen Brightmark rund 950 Mil- lionen US-Dollar (US$) am Standort Thomaston, Georgia investieren. Die geplante Anlage ist darauf ausgelegt,
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IHK Global Business 01/2025
ihk.de/rhein-neckar
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