EUROPA
GROSSBRITANNIEN Lage für Automobilindustrie verschärft sich
Die britische Regierung plant das Verkaufsverbot für Ver- brenner-Pkw auf 2030 vorzuziehen. Die Automobilindustrie schlägt Alarm. In der britischen Automobilindustrie herrscht Unruhe. Grund dafür ist eine Verschärfung des sogenannten Zero Emission Vehicle Mandats (ZEV-Man- dat), welches noch unter der konser- vativen Vorgängerregierung von Rishi Sunak gesetzlich verankert wurde. Die neue Labour-Regierung plant, dass darin enthaltene Verkaufsverbot für Verbrenner-Fahrzeuge um fünf Jahre auf 2030 vorzuziehen. Laut dem ZEV-Mandat dürfen ab 2035 keine neuen Pkw und Trans- porter mit Verbrennungsmotor mehr verkauft werden. Bis dann müssen die Hersteller bestimmte Verkaufs- quoten für Elektroautos erfüllen, die erstmals für das Jahr 2024 einge- führt wurden und jährlich angeho- ben werden. Für 2024 liegt die Quote
für emissionsfreie Fahrzeugen bei 22 Prozent. Elektromobiler Wandel stockt Bereits seit Mitte 2022 gibt es keine staatlichen Kaufprämien mehr für Elektroautos. Außerdem schreitet die Transformation der Automobilpro- duktion zu langsam voran. Dringend benötigte Projekte für Gigafactories zur Batterieproduktion entwickeln sich zu langsam. Von den großem Pkw-Herstellern bauen bisher nur Nissan und Jaguar Land Rover lo- kale Produktionsstätten für Elektro- autobatterien, während BMW seine Batterien für die Mini-Produktion importiert. Hinzu kommt, dass mehrere Bran- chenunternehmen Entlassungen angekündigt haben. Der europäische Autoproduzent Stellantis verkündete Ende November 2024, seine Produk- tionsanlage in Luton mit circa 1.100
Beschäftigten zu schließen. Auch der amerikanische Hersteller Ford will 800 Arbeitsplätze im Vereinigten Königreich streichen. Branchenverband warnt vor Kosteneskalation Der britische Automobilverband SMMT weist darauf hin, dass die Branche in diesem Jahr bereits Ra- batte im Wert von etwa 4,8 Milliar- den Euro gewähren musste, um den Verkauf anzukurbeln. Die finanzielle Belastung der britischen Automobil- industrie würde sich so auf rund 7 Milliarden Euro im Jahr 2024 sum- mieren. Auch die Pkw-Produktion geht seit Jahren zurück. In den ersten neun Monaten 2024 sank die Produktion um rund 10 Prozent. Etwa 79 Prozent der britischen Pkw-Produktion geht in den Export, davon 60 Prozent in die EU. Deren Zollgrenze stellt einen strategischen Nachteil für die briti- sche Automobilindustrie dar. Übergangsregelung im Freihandels- abkommen läuft Ende 2026 ab Im britisch-europäischen Handels- abkommen läuft schon Ende 2026 eine entscheidende Frist zum zollfrei- en Export von Elektroautos aus. Dann verschärfen sich die Ursprungsregeln für Elektroautos und Batterien. Wenn die britische Automobilindustrie bis dahin nicht genug Wertschöpfung vor Ort für Batterien erzielt, könnten bei der Ausfuhr von Elektroautos in die EU Zölle von 10 Prozent anfallen. Ursprünglich sollten die strengeren Regeln bereits 2024 in Kraft treten. Durch Verhandlungen zwischen der EU und der britischen Regierung wurde die Frist jedoch Ende 2023 in letzter Minute verschoben. GTAI/IHK
Nissan ist der größte Pkw-Hersteller im Vereinigten Königreich Produktionsvolumen in Tausend Stück in 2023
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Nissan
Land Rover
BMW
Toyota
Jaguar
QUELLE: SMMT 2024
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IHK Global Business 01/2025
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