Rückblicke von Fredi Raymann
Früher erlebt
Mit grosser Freude und tiefer Dankbarkeit blicke ich auf einen Rundbrief zurück, den meine Frau Annalies und ich vor über 30 Jahren geschrieben hatten. Da- mals nannte man uns «Werkmissionare» – die Leu- te meinten damit Mitarbeitende, die durch praktische Arbeit, wie den technischen Unterhalt des grossen Spitals in Kalukembe mit seinen Herausforderungen rund um Gebäude, Wasser, Strom und Fahrzeuge, dienten.
gen unersetzlich sind. Ein Beruf gibt Halt, Perspek- tive – und öffnet das Herz für den Glauben an Jesus.“
Kriegsbedingt flohen wir nach Namibia. Dort halfen wir, Medikamente und Hilfsgüter über die MAF-Flugzeuge nach Angola zu organisieren und arbeiteten in der Stadtmission Windhoek mit. Als die letzten Missionare aus Angola eva- kuiert waren und unsere Visa endgültig abliefen, kehrten wir in die Schweiz zurück. Wir bewarben uns für eine neue Aufgabe in Guinea, doch man suchte damals «nur» einen Automechaniker, ohne gros- ses Ausbildungsprojekt. So arbeitete ich wieder in der Schweiz als Konstrukteur für Spezialfahrzeuge. Später öffnete mir Gott dann eine Tür zum Berufsschullehrer. Unser Herz für Mission blieb jedoch. So absolvierten Annalies und ich den ZAMZAM-Kurs für die Arbeit unter Muslimen – eine Ausbildung, die ich bis heute sehr empfehlen kann! 2012 hatten unsere drei Töchter ihre Ausbildungen abge- schlossen. Frei für Neues reisten wir nach Guinea und ent- schieden uns für Kissidougou als idealen Standort. Dort entstand das Zeltmacher-Projekt: eine Kombination aus theo- logischer Ausbildung und technischem Berufstraining, er- gänzt durch ein Bildungszentrum für Auto- und Landma- schinenmechaniker. Heute führen Renate und Emanuel W. diese Arbeit gemeinsam mit einheimischen Meistern erfolg- reich weiter. 2016 erkrankte Annalies schwer und verstarb rasch. Eigene gesundheitliche Probleme folgten, doch Gott schenkte mir neue Kniegelenke, viel Kraft – und auch meine Frau Marian- ne. Heute staunen wir dankbar, wie ER unsere grosse Patch- work-Familie trägt. Über einige Umwege wurde ich Präsident einer Stiftung gegen Mädchenbeschneidung. In Guinea und anderen Ländern ist diese grausame Praxis leider immer noch Realität. Die Stif- tung finanziert und begleitet derzeit mehr als ein Dutzend Projekte, einige natürlich auch in Guinea mit mir persönlich bekannten Leuten. Und so bin ich Gott immer wieder dank- bar, dass er uns weiterhin Aufgaben schenkt, die Hoffnung bringen und Leben positiv verändern!
Diplomfeier der ersten Mechaniker in Kalukembe, 1992
Gleichzeitig begleiteten wir die einheimischen Mitarbeiten- den in Glaubensfragen und begannen, neben der bestehen- den Bibelschule und Krankenpflege-Ausbildung, junge Män- ner in technischen Berufen auszubilden. Die Kirchenleitung wählte die Lehrlinge aus verschiedenen Provinzen aus. Sechs von ihnen hielten vier Jahre durch und erhielten ihre Diplo- me feierlich aus den Händen von Pastor Eliseu S. Ich schrieb damals: „Der Krieg in Angola hat vieles zerschlagen und uns viel zu früh aus unserer Arbeit gerissen. Ich bin überzeugt, dass in Ländern wie Angola neben der Verkündigung des Evange- liums auch medizinische, soziale und berufliche Ausbildun-
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