STANDPUNKT
sollte man bei Glasfaserverkabelung nicht nur auf Ballungsgebiete, sondern stärker auch auf ländliche Räume setzen. Frau Midyatli, Sie sind Vor- standsmitglied und Vizepräsi- dentin im Schleswig-Holsteini- schen Heimatbund. Was kann der Schleswig-Holsteinische Heimatbund in diesem Zusam- menhang tun? Midyatli: Ich denke, sehr viel. Wir diskutieren das auch ausgiebig im Präsi- dium. Wir müssen selber ja auch sehen, wie sich unsere örtlichen Strukturen, unsere über 270 Vereine im ländlichen Raum weiter entwickeln. Wie überall, müssen wir uns auch um Nachwuchs bemühen. Wir erleben allerdings, dass dort, wo etwas angeboten wird, die Bevölkerung dies auch annimmt. Kann der Heimatbund neben der Traditionspflege auch eine Art Zukunftspflege betreiben? Midyatli: Das machen wir ja. Carstensen: Wo ich immer Sorgen
habe, ist, ich drücke es mal etwas böse aus, die Reduzierung auf Heimattüme- lei und Folklore. Zukunftsperspektiven haben immer etwas mit Arbeitsplätzen zu tun. Das bleibt die zentrale Heraus- forderung. Überall in Hamburg, auf dem Flugplatz, am Hafen und auf den großen Betriebsparkplätzen stehen Autos mit schleswig-holsteinischen Kennzeichen. Nur muss man aufpas- sen. Die ländlichen Räume im Kreis Schleswig-Flensburg oder in Dithmar- schen sehen anders aus als rund um Hamburg. Wobei auch das Leben in den Dörfern durchaus unterschiedlich ist. Wir haben außerordentlich aktive Ge- meindevertretungen und Bürgermeister, da wird ordentlich was gemacht. Aber wir haben auch andere. Gibt es Chancen auch in den Dörfern mit hohem Zweitwoh- nungsanteil? Carstensen: Das mag für Sie von Haus & Grund interessant sein. Beim Schimpfen über Zweitwohnungen machen alle gern mit. Aber wer
sollte ansonsten die alten Gebäude und überhaupt die örtliche Struktur erhal- ten? Wer will denn dort ein altes Haus kaufen und es wieder herrichten? Das muss man auch sehen. Bauen auf den Dörfern. Manch- mal spricht man von „Wild- schweinsiedlungen“ mit allen Baustilen durcheinander. Sollte man regulierend eingreifen? Carstensen lacht: Also, das ist natürlich für Sie von Haus & Grund eine weitere, ganz interessante Frage. Wieso sollte man den Menschen, die dorthin ziehen, vorschreiben, nach alter Art und Weise wohnen zu müssen. Die wollen alle auch modern wohnen, die Einheimi- schen übrigens auch. Natürlich gibt es auch Gebäude, die man erhalten muss. Da, wo das so ist, machen die Men- schen aber auch mit. Nur sollte man es ihnen nicht zwanghaft überstülpen. Die, die da wohnen, müssen davon über- zeugt sein, sonst bringt es nichts. Midyatli: Ich finde es ein wenig schwie- rig, dass durch die Verlagerung von Gewerbebetrieben und auch Einkaufs- möglichkeiten an die Dorfränder, die innerörtliche Infrastruktur in Mitlei- denschaft gezogen wurde, wenn nicht gar zusammengebrochen ist. Das ist ja überall ganz bewusst so entschieden worden. Und dann wundert man sich aber, wenn der Fleischer, der Bäcker oder das Bekleidungsgeschäft aus der Ortsmitte verschwinden. Da sollte man bei der Planung mehr hinschauen. Man sollte die Bedürfnisse der Menschen, die heute dort leben, vor allem aber die der dort zukünftig Lebenden, immer berücksichtigen. Carstensen: Es gibt ja viele, die im alten Stil leben wollen. Das sind aber eben nicht alle. Was mir auffällt, ist, dass wir
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