Mein Haus & Grund - Leben auf dem Land

MENSCHEN

2. Viele verbinden mit Leben auf dem Land die feste Dorfgemein- schaft. Gibt es die noch? Ja und nein. Ich glaube, auch auf dem Land ist vieles individualistischer geworden, und es bleibt jedem selbst überlassen, wie sehr er sich einbringen mag. Allerdings glaube ich, dass das Vorhandensein von dörflichen Kinderbe- treuungseinrichtungen und Schulen, zu- mindest Grundschulen, vor Ort für den Zusammenhalt des Dorfes entscheidend ist. Wenn schon die Lütten weggefah- ren werden, geht etwas verloren. 3. Sie sind auf einem Bauernhof aufgewachsen. Haben Sie als Kind etwas vermisst? Ich wäre als Kind gern mal mit mei- nen Eltern in Urlaub gefahren. Zwar haben sie immer wieder mal davon gesprochen – „Irgendwann fahren wir nochmal weg!“ – aber da ist nie was draus geworden. Ich habe meine Eltern immer nur im Alltag erlebt, der geprägt war von der Sorge um den Hof. Das bedaure ich bis heute. Nie waren sie un- beschwert, und immer ging es morgens und abends in den Stall. 4. Geht das Ihren Kindern auch so oder was vermissen die heutzutage? Meine Liebste und ich, wir haben immer versucht, einmal im Jahr mit den Kin- dern für ein paar Tage rauszukommen, und ich glaube, meistens hat es ihnen auch gefallen. Wenn ich meine Kinder fragen würde, was sie bei uns vermissen – wahrscheinlich würden sie antworten: Schnelles Internet. 5. Könnten Sie in der Stadt leben? Für eine Zeitlang schon, glaube ich. Aber mit 50 Kühen ist man ja eher standorttreu.

Zu wissen, wo ich hingehöre

Matthias Stührwoldt Autor und Landwirt

Ansichten eines vom Landleben persönlich Betroffenen.

Matthias Stührwoldt wurde 1968 ge- boren und lebt seit seiner Geburt in Stolpe, Kreis Plön, auf einem Bauern- hof. Er ist mit Birte Stührwoldt verheira- tet. Das Paar hat fünf Kinder. Nach der Landwirtschafts- und Höheren Landbau- schule übernahm er den elterlichen Be- trieb, den er auf ökologische Landwirt- schaft umstellte. Aktuell bewirtschaftet die Familie rund 70 Hektar mit etwa 50 Milchkühen sowie der weiblichen Nachzucht nach Bioland-Richtlinien. Seit den neunziger Jahren gehört Stühr- woldt zum Autorenkreis der „Unabhän- gigen Bauernstimme“, einer kleinen, alternativen Landwirtschaftszeitung. Dort sind seine ersten Geschichten vom Landleben erschienen. Im Jahre 2003 folgte sein erstes Buch, weitere Bücher und CDs sind seitdem erschienen. Stührwoldt veröffentlicht auf Hoch-

deutsch und Niederdeutsch, ist unter anderem Autor von plattdeutschen Radiogeschichten der NDR-Sendereihe „Hör mal’n beten to“. Besonders gern trägt er seine Geschichten in Lesungen vor, die ihn über den norddeutschen Raum hinausführen.

Zehn Fragen an Matthias Stührwoldt:

1. Sie erzählen in Ihren Geschichten heitere und auch anrührende Begebenheiten. Ist das Landleben romantischer als das Leben in der Stadt? Das Landleben ist sicher anders als das Leben in der Stadt. Aber romantische Momente gibt es überall da, wo Men- schen leben und lieben. Egal, ob in der Stadt oder auf dem Land.

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