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Masochismus), die die vorhandenen Verbindungen zerstört und durch neue ersetzt, die daraufhin symbolisiert werden. Dies findet sich in der unterschiedlich formulierten Dialektik zwischen dem Lebensbejahenden und seiner Darstellbarkeit sowie seinem zum Nicht-Leben tendierenden Gegenpart, dem Nicht-Darstellbaren. Diese Konzepte sind aus dem Freudschen Konzepten der Bindung und der Auflösung von Bindungen hervorgegangen. All diese Konstrukte implizieren die Untersuchung einander widerstrebender, in ständigem Kampf liegender Gegensätze. Eine weitere Richtung des lateinamerikanischen Denkens konzentriert sich auf das Verhältnis von Lebens- und Todestrieben und untersucht es vor dem Hintergrund der Annahme, dass das Unbewusste wie eine Sprache strukturiert sei. Demgemäß steht der Todestrieb mit seinem Kern aus Schweigen dem Wort und dem Wissen gegenüber. Die Artikulation der Worte des Anderen setzt voraus, dass Leben, Konstruktion und Symbolisierung an die Stelle der tödlichen Illusion von Integration und narzisstischer Einheit treten. In Nordamerika klingen viele Facetten der Entwicklung, die Freuds Triebtheorien durchlaufen haben, in der heutigen psychoanalytischen Kultur in, in der die Interaktion von Trieb, Affekt, internalisierten Objektbeziehungen und äußeren Objektbeziehungen in der Entwicklung der psychischen Struktur unter mannigfaltigen psychoanalytischen Perspektiven eine herausragende Bedeutung für die Kontinuitäten und Transformationen der Entwicklung besitzt. Mit kritischem Blick auf die historischen Spaltungen zwischen Objektbeziehungs- und Triebtheorien verweisen viele Autoren auf eine „falsche Dichotomie“, da sich beide sowohl im Laufe der Entwicklung als auch lebenslang miteinander verflechten. Sämtliche Richtungen der heutigen nordamerikanischen Psychoanalyse erkennen heute mehr und mehr an, dass die ursprünglichen Formulierungen der Triebtheorie die tatsächlichen Eigenschaften des Objekts und die Identifizierung mit dem realen Objekt nicht hinreichend berücksichtigt haben. Zu den zeitgenössischen Neuformulierungen und Innovationen zählen auch Versuche, Freuds frühe und seine späte Triebtheorie zusammenzuführen, ferner Neuformulierungen der späten Triebtheorie gemäß dem Lust-Unlust-Prinzip , Konzipierungen des Zeroprozesstriebs als Teil einer spezifischen traumatischen Konfiguration des Zeroprozesstriebs, der Zeroprozess-Abwehr bei traumatisierten Individuen, sowie Konzipierungen libidinöser und aggressiver Triebe und deren Konstruktion durch Integration primärer affektiver Motivationssysteme mit dem SUCH-System – SEEKING-System – als basalem Trieb, der sich sowohl mit dem affektiven Belohnungssystem als auch mit dem affektiven aversiven System verbinden kann. Eine der fruchtbaren unterschiedlich konzeptualisierten heutigen Kontroversen betriff das Ausmaß, in dem die Triebe selbst durch die Interaktion mit dem/der „Anderen“ geprägt oder konstruiert werden. Weiterhin kontrovers diskutiert und psychoanalytisch erforscht wird auch die Beziehung zwischen Trieben und Affekten.
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