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III Cb. Drei Autoren, die vor und nach dem 2. Weltkrieg aktiv waren Nicht allein Edoardo Weiss (1889-1970) und Anna Freud (1895-1982), sondern auch Gustav Bally (1893-1966) waren vor und nach dem 2. Weltkrieg auf dem Gebiet der Ich-Psychologie aktiv. Was Ballys ich-psychologischen Beitrag angeht, so wird sein 1932 veröffentlichter Artikel “Frühe Entwicklungsstadien des Ichs. Primäre Objektliebe” zweimal von Heinz Hartmann (1939/1960) in dessen Monographie Ich- Psychologie und das Problem der Anpassung erwähnt. 1925 gehörte Weiss zu den Mitbegründern der Italienischen Psychoanalytischen Gesellschaft und gründete die Rivista Italiana di Psicoanalisi. In dieser Zeitschrift veröffentlichte er mehrere ich-psychologische Beiträge, zum Beispiel „Il Super-io“ (1933, Das Über-Ich) und „La parte inconscia dell’Io“ (1934, Der unbewusste Teil des Ichs). Seine Toleranz und sein Pluralismus haben die Entwicklung der Psychoanalyse in Italien nach dem 2. Weltkrieg ganz wesentlich geprägt (David 1990; Conci 2019). Anna Freuds Werk Das Ich und die Abwehrmechanismen (1936) – drei Jahre vor Hartmanns Ich-Psychologie und Anpassungsproblem erschienen – war nach Freuds Abhandlung Hemmung, Symptom und Angst (1926) das wichtigste Buch zur Ich- Psychologie. Paul Gray (1982) beschrieb die Widerstände, die Anna Freuds Buch damals unter Analytikern weckte – Freud nicht ausgenommen: er erwähnte diese Arbeit lediglich ein einziges Mal. Anna Freud wiederum unterstrich die Bedeutung der Hartmann’schen Perspektive in ihrem Beitrag zu der Festschrift , die zu seinen Ehren erschien: „Der Kinderanalytiker, dessen Denken von den Entwicklungsaspekten der menschlichen Persönlichkeit beherrscht ist, kann sich nicht mit der Triebpsychologie allein zufrieden geben. Nicht anders als Hartmann muß er die psychoanalytische Theorie in ihrem gesamten Umfang im Auge behalten und seine Aufmerksamkeit frei zwischen Es,Ich und Über-Ich, zwischen Oberfläche und Tiefe des Bewußtseins schweben lassen. Hier liegt die spezifische Verwandtschaft zwischen Hartmanns Denken und dem Denken des Kinderanalytikers“ (A. Freud 1966/ 1987, S. 1805). Die Hampstead Child Therapy Clinic, 1947 von Anna Freud gegründet, wurde zu einem weltweit führenden Institut für die Ausbildung von Kinderanalytikern und - therapeuten. Unter Leitung von Joseph Sandler startete hier Mitte der 1950er Jahre ein bedeutsames Forschungsunternehmen, das Hampstead Index Project (siehe Bolland und Sandler 1985). In diesem Kontext erschienen zahlreiche Beiträge von Sandler und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die meisten davon in The Psychoanalytic Study of the Child (siehe auch Sandler 1987). Anna Freuds Buch Normality and Pathology in Childhood (1965) wurde als „eines der wichtigsten Bücher der Hartmann-Ära“ bezeichnet (Bergmann 2000, S. 49).
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