Enzyklopädisches Psychoanalytisches Wörterbuch der IPV

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Elemente) zur « Denkidentität » (durch Verdichtung, Verschiebung, Darstellbarkeit und sekundäre Bearbeitung mit den Sinnesorganen verbundene symbolische Traumelemente, die den Alpha-Elementen analog sind) entwickeln. Kurz, die Funktion des Containings betrifft die Entwicklung von einem primitiven psychischen Apparat (Reflex) zu nach und nach besserem, aus dem Denken resultierendem Containment. So schreibt Freud (1900): “Die Tendenz des Denkens muß also dahin gehen, sich von der ausschließlichen Regulierung durch das Unlustprinzip immer mehr zu befreien und die Affektentwicklung durch die Denkarbeit auf ein Mindestes, das noch als Signal verwertbar ist, einzuschränken. Durch eine neuerliche Überbesetzung, die das Bewußtsein vermittelt, soll diese Verfeinerung der Leistung erzielt werden.” (S. 608). Indirekt einflussreich waren auch Freuds Konzepte des Übergangs vom Lust-Ich zum Real-Ich (1911), der Umschrift von Erinnerungsspuren und ihres Bedeutungswandels in seiner Konzeption der Nachträglichkeit (1895, 1918), Sach - und Wortvorstellung (1900, 1915), Umwandlung von traumatischer Angst in Signalangst (1926), Konstruktionen in der Analyse (1937) etc. Das Konzept lässt sich direkt zurückverfolgen bis in die 1940er Jahre, als Melanie Klein und ihre Schüler Herbert Rosenfeld, Hanna Segal und Wilfred R. Bion in England die Schizophrenie (psychotische Denkstörung) klinisch erforschten. (Der Begriff “Containment” hängt auch mit W. R. Bions Erfahrung als Panzerkommandeur im 2. Weltkrieg zusammen. Im militärischen Kontext bezeichnet er die Strategie, Konflikte auf dem Schlachtfeld einzugrenzen und einzudämmen, um sie besser handhabbar zu machen, auch wenn sie nicht unbedingt zu beheben sind. Das aus dem Französischen hergeleitete Wort “canton” bezeichnet die Gebietsaufteilung innerhalb eines Landes, das damit zusammenhängende “cantonment” eine dauerhafte Militärniederlassung in Großbritannien und seinen ehemaligen südasiatischen Kolonien. In den USA ist der Begriff weniger geläufig.) In ihrem Beitrag “Bemerkungen zu einigen schizoiden Mechanismen” erläuterte Klein (2000 [1946]) ihre Auffassung, dass die primitive frühe Lebensphase des Säuglings die pathologische Fixierungsstelle der Schizophrenie sei. Sie bezeichnete diese ersten drei Lebensmonate als “paranoid-schizoide” Position. Charakteristisch für diese Position sind Beziehungen zu Partialobjekten, Verfolgungs- und Vernichtungsängste sowie primitive Abwehrmechanismen, z.B. Spaltung, projektive Identifizierung, Verleugnung und Omnipotenz. Rosenfeld (1959, 1969) vertiefte in seinen klinischen Untersuchungen insbesondere das Verständnis der projektiven Identifizierung. Er warf Licht auf den Prozess, der sich in der infantilen, primitiven Welt des Patienten vollzieht: Patienten projizieren die inneren Objekte, Partialobjekte und konflikthaften Anteile ihres Selbst in das Objekt – in die Brust und den Körper der Mutter/des Analytikers -, damit diese sie handhabbar macht; anschließend werden sie durch Reintrojektion erneut verinnerlicht und zu einem Teil des Selbst, mit dem der

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