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untersuchte er die auf den Prozess der „Metaphorisierung“ konzentrierte Deutung des psychischen Lebens: eine Übersetzung körperlicher Empfindungen in Metaphern, die Symbolisierungsfunktion, die jeder Subjektivität zugrunde liegt. Zum Eckpfeiler einer Theorie wurde der Begriff mit der Veröffentlichung des Buches Psychoanalytische Behandlung: ein intersubjektiver Ansatz von Robert D. Stolorow, Bernard Brandchaft und George E. Atwood (1996 [1987]). Das Buch stand für einen Paradigmenwechsel . Die Psychoanalyse wird hier beschrieben als eine „Wissenschaft des Intersubjektiven“, deren Gegenstand das Zusammenspiel unterschiedlich organisierter subjektiver Welten des Beobachters und des Beobachteten ist. Dabei befindet sich der Beobachter immer innerhalb des intersubjektiven Feldes. Der gesamte psychoanalytische Rahmen konzentriert sich auf das Konzept des intersubjektiven Feldes. Ein solches Feld befindet sich am Schnittpunkt der beiden Subjektivitäten und wird durch das Zusammenwirken von Übertragung und Gegenübertragung erzeugt. Weiter schreibt Stolorow (1988): „Die (intrasubjektive) Realität , die sich im Laufe der psychoanalytischen Behandlung herauskristallisiert, wird weder ‚wiedergefunden‘ oder „entdeckt‘, wie Freud (1913) indirekt zu verstehen gibt, noch wird sie ‚geschaffen‘ oder ‚konstruiert‘, wie andere Autoren (Hartmann 1939; Schafer 1980; Spence 1982) nahelegen. Sie wird vielmehr artikuliert durch einen Prozess der empathischen Resonanz. Der intersubjektive Ansatz kann erfahrungsnahe Einsichten integrieren, die unter so verschiedenartigen Blickwinkeln wie dem der klassischen Konfliktpsychologie und dem der Kohut’schen Selbstpsychologie gewonnen werden“ (Stolorow 1988, S. 337). Die phänomenologische Untersuchung veranlasste Stolorow und Atwood, die kontextuelle Einbettung allen emotionalen Erlebens zu konzipieren. Dieser Weg von der Phänomenologie zum phänomenologischen Kontextualismus spiegelt die Entwicklung wider, die von Husserls nach wie vor cartesianischer Phänomenologie zu Heideggers phänomenologischem Kontextualismus führte (Atwood, Stolorow und Orange 2011). II. Bb. Relevante Entwicklungen in der Theorie und klinischen Praxis innerhalb der sozio-historisch-politischen Komplexität der US-amerikanischen Psychoanalyse, die zur Etablierung der Intersubjektivität als einer psychoanalytischen Orientierung führten In der US-amerikanischen Psychoanalyse kann die Intersubjektivität unter mindestens drei miteinander zusammenhängenden Blickwinkeln als ein bedeutsamer Paradigmenwechsel verstanden werden: a. Unter dem Blickwinkel der Metapsychologie gibt sich eine relative Abwertung des dynamischen Unbewussten und des Triebbegriffs zugunsten eines Strebens nach Intersubjektivität oder intersubjektiver Orientierung als unhintergehbarer intrapsychischer Kraft zu erkennen. b. Unter dem klinischen Blickwinkel präsentiert die Intersubjektivität ein neues Zwei-Personen- Modell für eine auf das intersubjektive Feld als Schnittmenge zweier Subjektivitäten –
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