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Ferenczi, Michael Balint) und später der britischen Middle Group (Donald Winnicott) sowie der frühen Kleinianer (Melanie Klein, Paula Heimann) knüpften Hartmanns Zeitgenossen an die Diskussionen über Objektbeziehungen an, indem sie den bewussten und unbewussten Aspekten der sehr frühen Entwicklungsphasen größere Tiefe verliehen. Edith Jacobson (1964) untersuchte das Selbst und die Repräsentanzenwelt, Margaret Mahler (Mahler 1963; Mahler et al. 1975) formulierte die klassische Theorie der Separation-Individuation, die später von Daniel Stern (1985) revidiert wurde. Ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückten nun die Auswirkungen der prä-ödipalen Kindheitsphase auf die spätere Entwicklung und die Art und Weise, wie äußere, teils aus den Transaktionen mit den Eltern herrührende Kontrollen vom Kind internalisiert werden. In den 1970er Jahren verlor die relativ homogene Ich-Psychologie, die für die Jahrzehnte nach dem 2. Weltkrieg, die sogenannte „Hartmann-Ära“, prägend gewesen war, ihre zentrale Bedeutung. Nach Hartmanns Tod rückten die Objektbeziehungen in den Vordergrund, und ein theoretischer Pluralismus bildete sich heraus. Auch das gesellschaftliche Ferment, die postmoderne philosophische Infragestellung der „Autorität“ und die feministische Kritik an den inhärenten Geschlechts- und Gendergrundannahmen des freudianischen „Phallozentrismus“, trugen in den USA zur Kritik an der Homogenität der klassischen Ich-Psychologie bei. Weitere Faktoren waren: Die Überbetonung des Ödipuskomplexes als Prokrustesbett; die häufige Erfahrungsferne der in der ich-psychologischen klinischen Praxis gegebenen Deutungen und die oft unpersönliche Durchführung der Analyse. Und obwohl die entwicklungspsychologische Literatur stetig anwuchs, schien das Trauma keine Berücksichtigung zu finden. Die klassische und die ich-psychologische Literatur, namentlich Hartmann, wurden auf eine idealisierende Weise vermittelt (siehe auch den Eintrag ICH-PSYCHOLOGIE). Die Ich-Psychologie veränderte sich, als die Theoretiker zur Bestätigung der metapsychologischen Annahmen klinische Beobachtungen einzufordern begannen. An dieser Entwicklung waren Mitglieder der frühen Gruppe (z.B. Mahler, Jacobson), aber auch eine neue Generation von Denkern (z.B. Beres 1962; Arlow und Brenner 1964; Kanzer 1971) beteiligt. Diese neue Ära kündigte sich an, als Arlow und Brenner (1964) ihre Monographie veröffentlichten, in der sie die gesamte metapsychologische Perspektive unter den strukturellen Gesichtspunkt subsumierten . Diese Veränderung half, neuen Überlegungen bezüglich der Entwicklung wie auch der klinischen Situation das Tor zu öffnen. Neue Integrationsversuche stammten von Otto Kernberg (1966), der ausgewählte Bestandteile der britischen Objektbeziehungstheorie und der Ich- Psychologie miteinander verband und schließlich die „amerikanische Objektbeziehungstheorie“ formulierte, sowie von Heinz Kohut (1971), der an Freuds Auffassung des Narzissmus anknüpfte und davon ausgehend sein eigenes, als „Selbstpsychologie“ bezeichnetes System entwickelte. Es definiert die Psychoanalyse als eine Behandlung, in der es die Aufgabe des Analytikers ist, dem Patienten empathisch zuzuhören, um dessen Bedürfnis nach einer Responsivität des Selbstobjekts
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