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Society. Ein weiteres Institut, das maßgeblich zur Diversifizierung der Perspektiven beitrug, war das 1961 gegründete New York Post-Doctoral Institute, das freudianische, relationale und interpersonale Ausbildungsgänge für Psychologen anbot. Aus diesem Grund wurden dort zahlreiche Berühmtheiten der heutigen relationalen Psychoanalyse ausgebildet. Seit Ende der 1980er Jahre öffneten auch die Institute der American Psychoanalytic Association ihre Tore für nicht-ärztliche Behandler. Außerdem entstand landesweit eine Reihe unabhängiger Institute und Gesellschaften, die der IPV nicht angeschlossen sind, sowohl ärztliche als auch nicht-ärztliche Mitglieder haben und stetig wachsen. Die klinische Arbeit mit Patienten verschiedener Altersgruppen und mit unterschiedlichsten Pathologien sowie das Auftauchen der Psychologen und anderer nicht-ärztlicher Therapeuten auf dem Schauplatz der US-amerikanischen Psychoanalyse rüttelte am Status quo und signalisierte eine potentielle Erweiterung der konzeptuellen Grenzen in zahlreiche Richtungen. Die nächsten Herausforderungen der Metapsychologie ergaben sich unmittelbar aus dem metapsychologischen Gesichtspunkt. Zu den wichtigsten Vertretern dieser Herausforderung zählten Merton Gill (1976) und George Klein (1976), die schließlich zwei psychoanalytische Theorien entwarfen: (1) eine klinische Theorie, die auf unbestreitbarer klinischer Beobachtung beruhte, und (2) eine spekulative, abstrakte Theorie. Roy Schafer (1976) formulierte das Konzept einer Handlungssprache, die psychische Phänomene durch dynamische Formulierungen mithilfe von Verben und Adverbien anstelle von Substantiven oder Adjektiven zu erklären versucht. Außerdem empfahl Schafer, Sprache in einer Weise zu verwenden, die Motivationskräfte sowie die aus ihnen resultierenden Handlungen als Handlungssequenzen miteinbezieht. Dies war ein weiterer Schritt in Richtung des Intersubjektiven. Zu den späteren Widersachern der Metapsychologie zählten u.a. Heinz Kohut (1977) und John Gedo (1979). Neue Gruppen aus interpersonal, selbstpsychologisch und relational orientierten Behandlern entstanden (Gerson 2004), deren klinische Aufmerksamkeitseinheit interpersonal war (s. unten). Hans Loewald , der sich selbst als Ich-Psychologe verstand, entwickelte in den 1960er bis 1980er Jahren eine weitere bemerkenswerte Revision der freudianischen Metapsychologie. Sein Einfluss als Übergangsgestalt mit Bindungen an Winnicott und Jacobson, aber auch an Heidegger, wurde als Beitrag zur Offenheit der US- amerikanischen klassischen Analyse für die Intersubjektivitätstheorie in ihren mannigfaltigen Varianten gewertet. Loewald betonte die maßgebliche Bedeutung der Objektbeziehungen sowohl für die psychische Entwicklung als auch für die durch die Analyse bewirkte Veränderung . Später brachte Stolorow sein Einverständnis mit Loewalds (1960) klinischer Konzeptualisierung des „Analytikers als transformierendes Objekt“ zum Ausdruck, „das die Synthese neuer Möglichkeiten, Objektbeziehungen zu erleben, fördert“ (Stolorow 1978, S. 317). In seiner methodologischen Revision der ich- psychologischen Entwicklungstheorie führte Loewald die psychische Struktur der Triebe auf die Interaktion des Säuglings mit seiner menschlichen Umwelt (Mutter)
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