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betten ihre Konzepte der Psyche und der Affekte in einen relationalen Kontext ein. „Knowing“ (K) geht immer aus einer interpersonalen affektiven und kognitiven Matrix hervor (xKy). Die Intersubjektivität ist darüber hinaus auch den Arbeiten politischer Theoretiker wie Louis Althusser oder Theodor W. Adorno sowie postmodernen Gelehrten wie Slavoj Žižek und Christopher Butler inhärent. Als sehr breit definierte Feldtheorien konzentrieren sich die interpersonale und die relationale Psychoanalyse auf das Feldkonzept . Mehrheitlich implizieren interpersonale und relationale Schriften, dass die analytische Situation durch die Bezogenheit der Beteiligten definiert ist. Analytiker und Patient stehen unausgesetzt und unvermeidlich, bewusst und unbewusst miteinander in Interaktion. Diese Interaktion hängt mit dem zusammen, was sie in der Gegenwart des jeweils Anderen erleben und wie sie sich verhalten. Das Feld determiniert auch, was jeder Beteiligter in der Gegenwart des Anderen erleben kann; dies gilt insbesondere für die affektiven Aspekte der Erfahrung. Das Feld ist einerseits die Gesamtsumme all jener bewussten und unbewussten wechselseitigen Einflüsse der Beteiligten. Andererseits resultiert es aus all diesen Einflüssen, der Bezogenheit und den Erfahrungen, die sich zwischen den beiden Personen infolge ihres Umgangs miteinander entwickeln. Sobald das Feld etwas hervorbringt – sobald es sich verändert, um sich den von seinen Beteiligten ausgehenden Einflüssen anzupassen -, wird diese Hervorbringung Teil des Einflusses, der auf den nächsten Moment der Bezogenheit einwirkt. Ebenso wie die wechselseitige Beeinflussung der Teilnehmer sind auch die Resultate des Feldes nicht zwangsläufig bewusst. Auf diese Weise setzt die Sequenz sich fort: Jeder Beeinflussungsmoment im Feld interagiert mit den Persönlichkeiten jener, die beeinflusst werden, und lässt die nächsten Momente der Bezogenheit entstehen; und diese Momente der Bezogenheit wiederum sind Teil der bewussten und unbewussten Einflüsse, die auf die Art einwirken, wie die beiden Beteiligten den nächsten Augenblick erleben. Auch wenn sich der Prozess der Formulierung bewusster Erfahrung ohne übergebührliche defensive Hemmung, Unterbrechung oder Abschweifung entfalten kann, wird die Richtung dieser Formulierung nach Meinung der meisten Theoretiker des interpersonalen Feldes in demselben Augenblick vorgegeben, in dem sie erfolgt. Das heißt, sie erhält ihre endgültige Gestalt erst in dem Moment, in dem sie unser Denken erreicht. Vor diesem Moment ist das, was zu formulierter Erfahrung wird, in den Augen der meisten interpersonalen und relationalen Analytiker lediglich eine Möglichkeit. Bewusste Erfahrung ist also ihrer Formulierung nicht vorgängig; sie ist nicht prädeterminiert, sondern emergent; sie ist nicht eine Enthüllung dessen, was im Denken bereits „da“ ist, sondern ein Prozess, eine Aktivität. Hier werden die interpersonale, relationale oder intersubjektive Erfahrungsdimension erkennbar: Die Erfahrung, die in der analytischen Dyade formuliert werden kann, ist eine Funktion der Art der Bezogenheit zwischen den beiden Personen. Die Möglichkeiten der sich
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