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Sprachgebrauch üblich, vgl. etwa „le sexuel“, „l’infantile‘, „l’actuel“, ‚le négatif“, ‚le pulsionnel“. ) Im Gegensatz zu Laplanche und anderen, die Freuds (erste) Topik bevorzugten, verwies Green in seinen zahlreichen Schriften auf die zweite Topik, die Strukturtheorie, die er in Bezug auf die Arbeit mit nicht-neurotischen Patienten für hilfreicher hielt. Green vertrat die Ansicht, dass die Dynamik zwischen dem Intrapsychischen und dem Intersubjektiven schon in Freuds Theorie angelegt war, nämlich durch die Bezugnahme auf das Objekt. Er schließt sich den kritischen Stimmen gegen das amerikanische relationale Paradigma in der Psychoanalyse an und behauptet, dass es die Psychoanalyse auf eine bloße Wechselseitigkeit von Beziehungen reduziere und sie auf diese Weise in eine „kognitive Verhaltenstherapie“ mit dem Status einer Experimentalwissenschaft verwandele, der ihr auf der Grundlage strittiger Ergebnisstudien eingeräumt werde. Gleichzeitig aber unterstreicht er mit Rekurs auf Winnicott und Bion die Notwendigkeit, das Intersubjektive in der Psychoanalyse durch eine „Dialektik des Anfangs“ zu erklären, die auf der Beziehung zwischen Trieb und Objekt beruht. Diese Dialektik schafft eine angemessene Basis, auf der die Triebe als der Untergrund des psychischen Lebens erforscht werden können. In seinem Beitrag „The intrapsychic and the intersubjective in psychoanalysis“ erklärt Green (2000): „Intersubjektivität konkretisiert sich in der Verflechtung der inneren Welten der beiden Partner des analytischen Paares“ (Green 2000, S. 2). Mithin wurden zwei Felder definiert: das des Intrapsychischen im Innern, das aus den Beziehungen zwischen seinen Bestandteilen hervorgeht, und das des Intersubjektiven zwischen Innen und Außen, dessen Entwicklung eine Beziehung zum Anderen voraussetzt. Denn wenn es um psychische Strukturbildung geht, ist das Äußere nicht nur Realität, sondern bildet ihren Kern, symbolisiert das Objekt: „Das Objekt ist also an zwei Orten situiert: es gehört sowohl zum inneren Raum auf den beiden Ebenen des Bewussten und des Unbewussten, und es präsentiert sich gleichzeitig im äußeren Raum als Objekt, als Anderer, als ein weiteres Subjekt“ (ebd., S. 3). Die intersubjektive Beziehung verbindet hier zwei intrapsychische Subjekte miteinander. Kraft und Bedeutung/Sinn sind miteinander verflochten und kombinieren ihre Wirkung. Anlässlich seines New York-Besuchs im Jahr 2004 betonte Green, dass wir, wenn wir mit Patienten arbeiten, Repräsentationen zu erzeugen versuchen. Repräsentationen sind nicht die basalen, primitiven Elemente des Es; sie sind deren im Ich zu findende Transformationen. Der erste Schritt besteht in der Umwandlung des Triebimpulses in unbewusste Repräsentation. Transformationen erfolgen nicht spontan. Sie kommen zustande, weil der Triebimpuls auf das Objekt trifft. Ebendieses Objekt fördert die Erzeugung einer unbewussten Repräsentation, einer „Ding“vorstellung, die in eine Wortvorstellung transformiert werden und dem anfänglichen Zustand des Impulses eine sprachlich kommunizierbare Form geben wird. Green beschrieb das ökonomische Schema der Psyche, nach dem das Unbewusste aus einem verzweigten Netzwerk von Triebabkömlingen (als
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