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austauschen können“ (S. 110). Als eine erweiterte psychische Dimension spiegelt das Interpsychische die wechselseitige Beeinflussung zweier Psychen wider, die von innen heraus erlebt wird, auf neue, spezifische Weise wirkt und zuerst containt und dann symbolisiert wird (Bolognini 2004). III. Cdc. Intersubjektivität: Zwei Psychen, zwei Subjekte und die Beziehungsdimension betrachten André Green (2002) gab der französischen Konzeptualisierung der Intersubjektivität einen Rahmen, indem er das durch den Trieb und das Objekt konstituierte Paar mitberücksichtigte. Das Objekt gibt den Trieb zu erkennen. „Die Konstruktion des Objekts führt mit retroaktiver Wirkung zur Konstruktion des Triebes, der das Objekt konstruiert“ (Green 2002, S. 54). Intrapsychische Arbeit und intersubjektive Arbeit sind offenbar zwei Seiten einer Medaille: Auf der einen Seite drängt der Trieb auf Repräsentation, auf der anderen spielt das Objekt bei der Repräsentationsarbeit eine transformierende Rolle. Intersubjektivität wird also verstanden als doppelte Begegnung zweier Personen und zweier psychischer Apparate, zu denen auch das Unbewusste und triebbesetzte Instanzen zählen. René Roussillon (2008) formulierte eine Definition der Intersubjektivität, zu der ihn Winnicotts Werk anregte: „Das Wort ‚intersubjektiv‘ erlaubt uns, die Begegnung eines von Trieben bewegten und mit einem unbewussten psychischen Leben ausgestatteten Subjekts mit einem Objekt zu denken, das zugleich ein weiteres Subjekt ist und gleichfalls von teils unbewussten Trieben bewegt wird“ (S. 2). Roussillon ging weiter als Green und postulierte eine Botschafterfunktion des Triebes: Wenn der Trieb für den psychischen Apparat eines Subjekts signifikant ist, ist er durch Affekte, durch die Rede, durch Handlung und Verhalten zugleich eine signifikant auf das Objekt bezogene Präsentation oder ein Repräsentant. Und das bedeutet, dass die Antwort des Objekts auf die Triebbotschaft des Subjekts für die psychoanalytische Arbeit eine grundlegende Rolle spielt. Roussillon (2014) formulierte die Überlegung, dass die Erforschung der unbewussten Intentionalität beider Partner in der Sitzung die Essenz der Intersubjektivität ausmache.
III. D. Entwicklungen in Lateinamerika
III. Da. Einleitung In Lateinamerika muss man den Begriff „Intersubjektivität“ spezifizieren, um klar zu machen, auf welche theoretische Perspektive er sich bezieht und in welcher Weise er Anwendung findet. Die Klärung ist wichtig, weil das Konzept zumal in Argentinien von zwei verschiedenen Orientierungen benutzt wird: der Link -Perspektive (Verbindungsperspektive) und der relationalen Perspektive.
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