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die primäre Aufgabe, die Bedingungen zu formulieren, die die Validität unserer Deutungen sicherstellen.“ (S. 81) Allerdings unterscheidet sich die Sichtweise der Barangers von einer extremen subjektivistischen oder deutenden Position, die in erster Linie auf den Blickwinkel des Analytikers als Schöpfer der Deutung fokussiert. Den Autoren zufolge „ist die systematische Untersuchung dessen, was im analytischen bipersonalen Feld geschieht, der einzige Zugang zu einem Ideal der Validierung des Wissens, das für die Psychoanalyse spezifisch im strengen Sinn ist. Dieses derzeit vorstellbare Ideal wird (ohne formuliert zu werden) in mehreren jüngst erschienenen Essays realisiert, die sehr gründliche Beschreibungen der analytischen Situation mit Deutungen und Veränderungen in einem begrenzten zeitlichen Rahmen enthalten.“ (Ebd., S. 81) M. und W. Baranger behaupten auch, dass die Beobachtungen des Analytikers nur als Beobachtung des Feldes definiert werden können, weil sie sowohl die Beobachtung des Patienten als auch eine entsprechende Selbstbeobachtung enthalten (M. und W. Baranger 2008). Als die Autoren später ihr Konzept der Bastion entwickelten, empfahlen sie dem Analytiker einen „zweiten Blick“ auf die Gesamtheit des analytischen Feldes, und zwar insbesondere auf die Erschwernisse des Prozesses, die sowohl vom Patienten als auch vom Analytiker ausgehen: „[…] dies hat uns veranlasst, mehrere neue Begriffe vorzuschlagen: ‚Feld‘, ‚Bastion‘, ‚zweiter Blick‘. Wenn der Prozess ins Stottern gerät oder sich festfährt, kann der Analytiker nur sich selbst nach dem Hindernis befragen, und zwar indem er einen zweiten Blick auf sich selbst und seinen Analysanden, Ödipus und Sphinx, wirft und das Gesamt ins Auge fasst: ebendies ist das Feld.“ (M. Baranger, W. Baranger und Mom 1983, S. 1) III. Dc. Die relationale Perspektive in Lateinamerika mit besonderer Berücksichtigung Argentiniens In Analyse zu sein, zu assoziieren und zu deuten geht, so Álvarez de Toledo (1954) in einer an die Sprache Pichons erinnernden Terminologie, mit einer Beziehung zwischen Akt, Bild und Objekt einher, die im Akt des Sprechens und des Dem- Analytiker-Zuhörens aktualisiert wird. Akt, Sensation, Bild, Körper und Geist/Psyche werden wieder zur Einheit, wenn der Patient die ersten oralen Erfahrungen mit den entsprechenden Sensationen, Gefühlen und Bildern zu integrieren vermag. David Liberman (1963, 1970, 1976, 1982), der ebenfalls bei Pichon-Rivière gelernt hatte, entwickelte seine Überlegungen auf der Grundlage der Kommunikationstheorie. Er versteht Krankheit als eine Veränderung des Lern- und Kommunikationsprozesses, die zu einem Defizit in der Realitätsanpassung des Individuums führt. Seine Lektüre Roman Jakobsons, Jürgen Rueschs und Gregory
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