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Abel Fainstein hat zahlreiche Schriften unter einem Blickwinkel verfasst, der mit der intersubjektiven Perspektive übereinstimmt. In “Lo repetido y lo nuevo: las intervenciones del analista” [Das Wiederholte und das Neue: die Interventionen des Analytikers] wirft er interessante Fragen bezüglich der heutigen psychoanalytischen Praxis auf und vertritt die Ansicht, dass in der Behandlung von Patienten mit starkem Widerstand eine gelegentliche Gratifikation vermittels kalkulierter Modifizierungen der analytischen Neutralität mitunter wertvoller sei als jede noch so brillante Deutung (Fainstein 2007). Ebenfalls in Argentinien, wenngleich außerhalb traditioneller psychoanalytischer Institutionen, leistete Ricardo Rodulfo (2010-2012, mündliche Mitteilung an Nemirovsky) wichtige Beiträge zu intersubjektiven Theorie und klinischen Praxis. Seine originäre Perspektive integriert theoretische und klinische Konzepte Freuds, Kleins, Winnicotts und ihrer Nachfolger sowie französische Theoretiker. Er unterhält einen Blog (http://www.ricardorodulfo.com) speziell zur Kinderanalyse. Ausgehend von Hugo Bleichmar, Daniel Stern , Bjon Killingmo und Jessica Benjamin diskutiert Jeanette Dryzun (2017) das Thema Intimität innerhalb des konzeptuellen Feldes der modernen Psychoanalyse. Sie versteht Intimität als eine Beziehungserfahrung, die die Grenzen des Selbst erweitert und eine emotionale und mentale Gemeinsamkeit unter den Teilnehmern schafft. Dryzun illustriert verschiedene Aspekte des gemeinsamen Teilens innerhalb eines umgrenzten relationalen Raumes. Sie betont die Phänomene der geistigen Begegnung zweier Subjekte, die bereit sind, Verbindung zueinander aufzunehmen und sich ihre subjektiven Zustände mitzuteilen. Dies erfüllt die Funktion gegenseitiger Anerkennung und Bestätigung im Kontext einer Perspektive, die auf die Überschneidung der intrapsychischen mit der intersubjektiven Welt fokussiert. Darüber hinaus haben zahlreiche Analytiker, die an Universitäten und Instituten in den argentinischen Provinzen tätig sind, intersubjektiv relevante Synthesen Freuds, Winnicotts, Piere Aulagniers und Lacans erarbeitet und auf das Verständnis von Narzissmus, Selbstwertgefühl, Scham und Depression angewandt. Zu nennen sind hier u.a. Luis Hornstein, Roberto Arendar, Jorge Rodríguez, Daniel Daniel und Eduardo Smalinsky, Alberto Samperisi und Elena Toranzo. Auch die Vertreter der Bindungstheorie Bowlbys haben Zulauf. Mario Marrone, Elsa Wolfberg, Eliana Nontuori, Ines di Bártolo, Constanza Duhalde, Maria P. Allona und Juan R. Aguilar, die diese Richtung vertreten, gehören dem argentinischen Zweig des International Attachment Network (IAN) an, von dem z.B. in Lorena Muñoz-Muñoz’ (2017) Artikel über Selbstregulation und Bindung in der Kindheit die Rede ist. In Chile beruft sich Juan F. Jordán-Moore (2008), einer der Gründer der International Association for Relational Psychoanalysis and Psychotherapy (IARPP) in Chile, auf Humberto Maturanas (1978) und Jose Antonio Infantes (1968) kontextuelle Perspektiven. Ausgehend von der phänomenologischen Kritik des positivistischen
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