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Dauer in der Ära nach dem Zweiten Weltkrieg. Als theoretisches Fundament diente die Strukturtheorie, die den psychischen Apparat unter dem Gesichtspunkt des Konflikts zwischen Es, Ich und Über-Ich konzipierte, dem Ich die Rolle eines Vermittlers zwischen den anderen beiden Instanzen und der Realität zuwies und nach und nach genetische, entwicklungspsychologische und adaptive Aspekte integrierte. III. Ba. Anna Freud Anna Freud arbeitete die Beteiligung der Abwehrprozesse an der Genese des Konflikts aus. 1926 war zwar klar, dass dem Konflikt zwei Dimensionen – abgewehrter Inhalt und Abwehrprozesse – eignen, doch Freud konzentrierte sich vorrangig auf den abgewehrten Inhalt. In ihrer bahnbrechenden Buchveröffentlichung Das Ich und seine Abwehrmechanismen legte Anna Freud (1936) dar, dass die Abwehrprozesse für die Konfliktgenese eine gleichermaßen wichtige Rolle spielen wie der abgewehrte Inhalt. III. Bb. Hartmann, Kris, Rapaport und Erikson Hartmann (1939, 1950) beschäftigte sich in seinen Schriften zwar hauptsächlich mit den Problemen der Anpassung und der Psychoanalyse als einer allgemeinen Psychologie, untersuchte aber auch die Konzepte der primären und sekundären Autonomie sowie das Konzept der (relativ) konfliktfreien Bereiche im Ich und den intrasystemischen Konflikt, der im Ich zwischen verschiedenen Ich-Funktionen auftaucht. Zusammen mit Kris, Rapaport und Erikson arbeitete er die allgemeineren Ich-Funktionen aus, einschließlich der Synthese- und Integrationsfunktion, der Neutralisierung, Sublimierung und der Entwicklung einer Ich-Identität (Erikson 1956). Die tiefenpsychologische Erforschung des Es, die Sigmund Freud begründet hatte, ging fortan mit einer tiefenpsychologischen Analyse des Ichs einher. Diese frühen Neuerer verstanden das Ich als lediglich einen Aspekt einer umfassenderen Psyche. Ihre Schriften spiegeln die Vorstellung einer Balance zwischen sämtlichen Kräften wider, die von der menschlichen Psyche hervorgebracht werden und auf sie einwirken. Die Haltung des Analytikers, der ein Bündnis mit dem Ich des Patienten eingeht, ist dadurch charakterisiert, dass er zu allen drei psychischen Instanzen und zur Außenwelt den gleichen Abstand hält. Weiterhin diente die psychoanalytische Methode als Konfliktbehandlung (A. Freud 1936; Kris 1947; Hartmann 1950), doch die psychoanalytische Theorie bezog als allgemeine Theorie, ohne Abstriche an der Bedeutsamkeit des Konflikts zu machen, nun auch Verhalten mit ein, das lediglich ins Umfeld des Konflikts fiel oder auch gänzlich unabhängig von ihm war. Hartmann (1950) erläuterte, dass die primäre Autonomie an der Konfliktbildung beteiligt sein und die sekundäre Autonomie aus dem Konflikt hervorgehen und erneut konflikthaft werden kann.
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