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auch nur zu schließen, sondern auf sie zu lauschen, um sie dem Analysanden bewusst machen zu können und um zu zeigen, dass der Weg zur Öffnung der Sackgasse der Symptomatik, die den Analysanden zu seiner Bitte um Analyse veranlasst hat, hier zu finden ist. Dies ähnelt der von Hans Loewald (1978) beschriebenen „bewussten Aneignung des Zusammenspiels und der Kommunikation zwischen unbewussten und bewussten Modi des Denkens [mentation] und Wünschens“ S. 50f.). Der Schlüssel, der Loewalds Auffassung mit Lacans verbindet, ist die Formulierung Modi des Denkens. Nicht der Inhalt unterscheidet Begehren und Wunsch oder Es und Ich voneinander, sondern der Modus ihrer Repräsentation. Auf die Äußerung des Begehrens hinter der offenkundigen Bedeutung des Wunsches zu hören bedeutet, dass der Analytiker sich nicht exklusiv auf das Verstehen konzentriert, sondern dass er auf die der manifesten Bedeutung parallelen Äußerungsweisen (Modi des Denkens) hört. Zu fragen ist weiterhin, ob etwas dadurch gewonnen wird, dass man den Prozess des Zuhörens auf die dialektische Beziehung zwischen Begehren und Wunsch richtet statt auf die eher traditionellen psychoanalytischen Kategorien der Triebabkömmlinge und Abwehrmechanismen. Die lacanianische Überlegung, die Äußerungen des Begehrens zu markieren, den Diskurs des Analysanden so zu interpunktieren, dass deutlich wird, dass noch etwas anderes, über den intendierten Diskurs Hinausgehendes gesagt wurde, schreibt der Art und Weise, wie der Analytiker zuhört und interveniert, größte Bedeutung zu. Eine an diesen Überlegungen orientierte klinische Technik bewirkt, dass die Äußerung des Begehrens immer teilhat an den figurativen Substitutionen und Subversionen der erwarteten Bedeutung, die durch die Struktur der Sprache ermöglicht werden. Beim Hören auf die Äußerung des Begehrens geht es nicht darum, Es-Inhalte als Gegensatz zu Ich-Inhalten zu deuten. Vielmehr hört der Analytiker auf die Art der Äußerung, auf ihre Fähigkeit, das überdeterminierte Spiel der Bedeutungen zu evozieren, die besser geeignet ist, den Weg zur Subversion der imaginären Gewissheiten zu weisen. Alle erklärenden Interventionen, ganz gleich, ob sie die Abwehr thematisieren oder aber die Triebabkömmlinge, laufen Gefahr, den Diskurs in der Gewissheit der Identifizierungen, einer Objektivierung des Subjekts zu gründen, die das Bedeutungsspiel, die Visitenkarte des Begehrens, blockiert. III. H. Nicht-lacanianische französische Autoren Jean Laplanche (2004) formulierte eine Theorie des psychischen Konflikts, der er seine Theorie des Unbewussten und der Triebe zugrunde legte. Sie fokussiert auf die uranfängliche Beziehung zur/zum erwachsenen Anderen, dem Sender enigmatischer (unbewusster sexueller) Botschaften. Ausgehend von dem zentralen Gegensatz von Liebe und Hass postuliert Laplanche auf der Ebene des sexuellen Unbewussten einen Gegensatz zwischen der ungebundenen (erotischen) Sexualität und der gebundenen (narzisstischen und/oder objektbezogenen) Sexualität, die er beide auf der Ebene einer unbewussten Phantasie
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