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effiziente und strukturierende Zeichen dessen, was signifiziert wird. Die Punkte, in denen Buschs Ansatz mit da Rocha Barros’ Sichtweise übereinstimmt, lassen offen, inwieweit Busch sich auf das Container-Contained-Modell stützt, um das Auftauchen von Reflexivität zu erklären. Insgesamt gesehen, rückt diese Perspektive die Ich- Psychologie jedoch näher an bestimmte Aspekte der Arbeit André Greens, Betty Josephs und Antonino Ferros, um nur einige Autoren zu nennen, heran. Was Loewalds Ich-Psychologie betrifft, die Freuds Triebtheorie mit Objektbeziehungen zusammenführt, so untersucht Busch (2016) viele Dimensionen der Möglichkeiten, im gesamten pathologischen Spektrum jeweils so zu arbeiten, dass die “Containment-Fähigkeit des Ichs” verbessert wird. Bei den neurotischen bis mittelschweren Charakterstörungen versuchen Analytiker, Gedanken in Bedeutung zu transformieren; bei den schweren Charakterstörungen versuchen sie, “Sprachhandlung” (Busch 2013) zusammen mit unmodulierten Affektzuständen in Gedanken zu transformieren. Die Bewegung verläuft von Sprachaktion zur Sprache der (unbewussten und bewussten) Kommunikation. Wenngleich die Methoden, mittels deren schwere Charakterpathologien (des Patienten wie auch des Analytikers) containt werden können, bei schwerer Charakterpathologie häufiger (und mit größeren Schwierigkeiten) zum Einsatz kommen, werden sie auch in der analytischen Arbeit mit neurotischen Patienten verwendet. Busch folgt hier Loewalds Überlegungen zur “Sprachhandlung im Kraftfeld der Übertragung” (Loewald 1986 [1975], S. 357) – Sprachhandlungen im Dienst von Reinszenierungen – und entwickelt sie weiter. Dieser Ansatz steht auch im Einklang mit André Greens (2000) Verständnis der Rolle des Containments und der Entwicklung von Repräsentationen: “Durch die Konstruktion eines analytischen Raumes, in dem freie Assoziation und psychoanalytisches Zuhören möglich sind, kann der Analytiker ehemals katastrophische, dem Bewusstsein des Patienten unbekannte Ideen aussprechen und miteinander verbinden und dem Patienten dadurch helfen, Bedeutung zu erzeugen und sich von zuvor alles beherrschenden, aber unbekannten panischen Ängsten zu entlasten” (S. 429). In einem Buch mit dem Titel The Analyst’s Reveries dekonstruiert, “entmystifiziert” und untersucht Busch (2019) den klinischen Nutzen der Reverie des Analytikers (transformierendes sensorisch-affektives Bild, gefolgt von einer assoziativen Verbindung mit einer Erinnerung/Vorstellung des Analytikers- Containers) und erforscht ihre Beziehung zu traditionelleren Konzepten wie Gegenübertragung, freie Assoziation, gleichschwebende Aufmerksamkeit und anschließende Selbstreflexion. Er kommt zu dem Ergebnis, dass er insbesondere mit Bion, da Rocha Barros und Cassorla darin übereinstimmt, dass die Reverie von Nutzen sein kann, wenn sich eine projektive Identifizierung von dem Gegenübertragungsinput des Analytikers selbst unterscheiden lässt. Der kokonstruierte Charakter von Reverien wird somit nur durch über die Assoziationen des Analytikers und eine schärfere Wahrnehmung eines Gegenübertragungs-Enactments erkennbar. Das heißt, dass der Analytiker den Beginn eines Enactments allein durch seine freien Assoziationen containen kann. In diesem Sinn verstanden, können die Fähigkeit des Analytikers, seine
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