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inneren Erfahrungen zu containen, und seine Reveriefähigkeit die psychische Effizienz einer jeden Analyse steigern. Auch für Michael J. Diamond (2014) zählt das Containment-Konzept zu den Voraussetzungen des allgemeinen Ansatzes des Analytikers. So schreibt er, der Analytiker müsse “(1) eine Regression der Ich-Aktivität zulassen, (2) seine eigene Psyche als ein Objekt verstehen , einschließlich ihrer Manifestation im “analytischen Dritten”, (3) innere Erfahrung containen, d.h. auch, Ungewissheit aushalten und intensive Affektzustände tolerieren und (4) weiterentwickelte Ich-Funktionen im Dienste von Selbstreflexion und Ausarbeitung nutzen ” (S. 548). Innerhalb eines inklusiven freudianischen Bezugsrahmens beschrieb Eva Papiasvili (2019) einen “reverie-ähnlichen kontinuierlichen Prozess des freien Assoziierens und Deutens […] in der Therapeut-Patient-Dyade, wenn […] zwei Unbewusste miteinander in einem fortlaufenden, traumähnlich wirkenden Prozess kommunizieren” (S. 246). Dieser inclusive klinische Zugang, der Freud, Green und Winnicott mit Bions Containment-Modell sowie mit Erkenntnissen über die frühe Triangulierung (Fivaz-Depeursinge & Corboz-Warner 1999), die der entscheidenden Rolle des Vaters in der Übertragung zugrundeliegt, zusammenführt, um die intergenerationelle Kette der Transmission postpartaler Depression zwischen Müttern und erwachsenen Töchtern zu unterbrechen (Papiasvili & Mayers 2017). Die Transformation setzt an sensorischen und viszeralen Eindrücken an, die agiert, gedeutet und anschließend in einem Traum symbolisiert werden, der abermals zwischen Patientin und Analytikerin gedeutet wird. In einem weiten zeitgenössischen freudianischen Netzwerk verwenden Ehrlich, L. T., Kulish, N. M., Hanly, M. A., Robinson & M. & Rothstein, A. (2017) das Containment-Konzept im Rahmen psychoanalytischer Supervision und Konsultation in einem dreistufigen Verfahren: Erkennen, Contaiment und effektive Verwendung paralleler Prozesse innerhalb der multiplen Übertragungs-Gegenübertragungsfelder zwischen Therapeut und Patient / Supervisor und Supervisand sowie entsprechender, mit der institutionellen Struktur zusammenhängender Zwänge und Phantasien. Containment wird hier speziell konzipiert als eine Präventivmaßnahme bezüglich des hochgradig überdeterminieren Enactment-Potenzials. Diese Sichtweise schließt an eine frühere Konzeptualisierung der Supervision als Container-Contained-Beziehung von Virginia Ungar und Luisa Ahumada (2019) an. Innerhalb des breiten konzeptuellen Rahmens der Selbstpsychologie ist Kohuts Konzept des durch Selbstobjektübertragung, Identifizierung und “umwandelnde Verinnerlichung” erfolgenden Aufbaus eines kohärenten Selbstgefühls relevant (Kohut 1977). In der modernen Selbstpsychologie vergleicht Hans-Peter Hartmann (2004) das Containment mit dem selbstpsychologischen Konzept der frühen Affektspiegelung und des Mentalisierens, das auf der “Regulationsfunktion eines archaischen Selbstobjekts” beruht (S. 254).
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