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lateinische a posteriori . Am Ende aber kehrte er zu Freuds deutschem Originalbegriff zurück. Eine Untersuchung der Verwendung des Konzepts in der spanischsprachigen Literatur zeigt, dass es auf unterschiedliche Weise mit Entsprechungen zu deferred effect, après-coup, retroactive action, re-signification und a posteriori übersetzt wurde. In Lateinamerika werden zumeist die Entsprechungen zu a posteriori, retroactive action, après-coup oder auch das deutsche Wort “Nachträglichkeit” benutzt. II. B. Der Zwei-Phasen-Prozess Im Laufe der Zeit began Freud in seinen Schriften, als “Nachträglichkeit” einen unbewussten Prozess mitsamt seinen manifesten Resultaten zu bezeichnen, der durch ein Erlebnis traumatischer Natur ausgelöst wird, durch einen “Schock”, aus dem ein “schockierendes “ Ereignis wird, präziser: Der Begriff bezeichnet einen dynamischen Prozess, der ein initiales traumatisches Ereignis, seine Verdrängung über unbestimmte Dauer und eine regressive psychische Arbeitsleistung, durch welche die libidinöse Ökonomie des verdrängten Ereignisses verändert wird, umfasst sowie die “posthume Wiederkehr” des verdrängten Ereignisses in variablen, psychische Ersatzprodukte bildenden manifesten Formen. Adjektivisch und adverbial gebraucht, betont “nachträglich” die diachrone Organisation des Denkprozesses in zwei Phasen sowie die kausale und determinierende Verbindung, die zwischen ihnen besteht. Das Konzept des Après-coup beschreibt somit einen Prozess , der aus zwei manifesten Stadien und einem latenten Stadium mit unbewussten psychischen Vorgängen besteht. Zu betonen ist, dass Freud diesen zweiphasigen Prozess häufig beschreibt, aber viel seltener ausdrücklich von “Nachträglichkeit” spricht. II. C. Die Geburt des Konzepts Im “Entwurf einer wissenschaftlichen Psychologie” (1950c [1895]) taucht das Adverb nur ein einziges Mal auf, und zwar im Zusammenhang mit dem Fall Emma. Freud unterstreicht den vorbewussten Charakter der Sexualentbindung (S. 446 passim) und ihre späteren Konsequenzen. 1896 ist dann die Rede von der posthumen Wirkung eines sexuellen Kindertraumas . 1897 prägt er das Substantiv “Nachträglichkeit“ in seinen Briefen an Fließ. In “Die Traumdeutung” (Freud 1900a) sind die in zwei Richtungen verlaufenden Entwicklungen (von der Gegenwart zur Vergangenheit und zurück von der Vergangenheit in die Zukunft/Gegenwart) in einer humorvollen Anekdote über einen Patienten (einen großen Verehrer weiblicher Schönheit) unverkennbar, der “einmal, als die Rede auf die schöne Amme kam, die ihn als Säugling genährt”, erklärte: “es tue ihm leid, die gute Gelegenheit damals nicht besser ausgenützt zu haben” (S. 211). Von nun an verliert das Phänomen seine Spezifität im Bereich der Pathogenese der Psychoneurosen und wird Teil des Alltagsdenkens, Humor und Witz inbegriffen.
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