Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Tag erweitert. Auf diese Weise erhielt seine Verallgemeinerung zunehmend an Gewicht, während der Begriff selbst aus dem Gebrauch verschwand. II. G. Die Entwicklung der Theorie der Regression und des Traumas Das Schicksal dieses Konzepts mitsamt seinem Auftauchen und Verschwinden im Anschluss an die zweiphasige Realität, die es beschreibt, findet eine Erklärung in der Integration des Traumatisierungskonzepts in die Metapsychologie. Freud (1950c) brachte das Trauma anfangs mit einer allzu frühen Verführung durch eine reale andere Person , den Verführer, in Verbindung. Das Erlebnis der traumatischen Verführung beschleunigt die Entwicklung der Sexualität oder des Ichs; sie erfolgt verfrüht mit daraus resultierender vorzeitiger Sexualität oder Frühreife des Ichs. In der Folgezeit entwickelte Freud die Definition des traumatischen Ereignisses weiter. Er war der Ansicht, dass die traumatische Wirkung aus unbewussten Phantasien resultiere, die im Anschluss an ihre Verdrängung aktiv werden. Die psychische Traumatisierung tritt also nachträglich ein. Freuds Narzissmustheorie führt das Trauma auf einen Konflikt zurück, an dem die Resexualisierung des Narzissmus unter dem Einfluss der Triebanforderungen beteiligt ist, d.h. auf einen Konflikt zwischen Sexualtrieben und Ichstrebungen – einem Resultat der negativen Anziehung der Urverdrängung. Diese Konzipierung knüpft an die Formulierung in den „Studien über Hysterie“ aus den Jahren 1893 bis 1895 an, die eine Anziehung durch den verdrängten traumatischen Kern beschreiben. 1915 fügt Freud (1915e) hinzu, dass diese Verdrängung unter dem Einfluss der negativen Anziehung der Urverdrängung, des ersten unbewussten Aktes, erfolge. 1917 gewann diese negative Wirkung des traumatischen Ereignisses mit der Erforschung der Kriegsneurosen zunehmend an Bedeutung. Dies führte zur Anerkennung einer der Herrschaft des Lustprinzips entzogenen traumatischen Neurose. Die so beschriebene Situation stellte die Traumtheorie zu einem gewissen Grad infrage; fortan betrachtete Freud die Träume nicht mehr grundsätzlich als Wunscherfüllungen. 1920 brachte Freud (1920g) das Konzept des Traumas mit einer dem Wesen der Triebe inhärenten Eigenschaft in Verbindung, nämlich mit ihrer Tendenz, in einen früheren Zustand, letztlich den anorganischen, zurückzukehren. Die traumatische Dimension wird internalisiert. Das Ereignis wird endopsychisch. Es kann durch ein äußeres Geschehen, ein Trauma , ausgelöst werden, aber auch endopsychischen Ursprungs sein. Diese negative Anziehung sucht, verändert und kooptiert ein äußeres Ereignis –und erschafft es mitunter sogar -, das die Ausarbeitung einer falschen Verbindung ermöglicht, einer falschen Kausalitätstheorie mit dem Ziel, diese negative Kraft der regressiven Ökonomie zu modifizieren.
365
Made with FlippingBook - Online magazine maker