Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Phasen“ und der „frühen genitalen (phallischen) Phase entspricht; (iii) das Stadium der reifen Abhängigkeit, das in erster Linie durch eine Haltung des „Gebens“ charakterisiert ist und in dem akzeptierte und abgelehnte Objekte externalisiert werden (vgl. Fairbairn, 2007 [1941], S. 68). 2. Fairbairns Abhandlung über die endopsychischen Strukturen aus dem Jahr 1944 enthält eine auf diesem Entwicklungsschema beruhende Theorie der Strukturbildung. Die reale Beziehung des Säuglings zu seiner realen Mutter wird hier weder als „befriedigend“ noch als „nicht befriedigend“ bezeichnet. Das Kriterium der Gratifikation ist das Bedürfnis nach Kontakt, nicht die Triebbefriedigung. Die befriedigenden Aspekte der Mutter werden daher in der frühesten Phase der absoluten Abhängigkeit von einem einheitlichen Ich, dem „Zentral-Ich“, erlebt. Nicht befriedigend sind andererseits die unvermeidlichen Frustrationserfahrungen. Fairbairn betrachtet die Spaltung des Ichs als zwangsläufigen Aspekt des existenziellen menschlichen Dilemmas und schreibt: „Meiner Meinung nach ist ein gewisser Grad an Ich-Spaltung auf der tiefsten psychischen Ebene grundsätzlich vorhanden“ (Fairbairn, 2007 [1940], S. 36). Ausdrücklich beruft sich Fairbairn – zunächst – auf Klein, wenn er die basale Position der Psyche als eine schizoide postuliert. Gleichwohl betont er: „Freuds Theorie des psychischen Apparates entstand natürlich auf der Grundlage der depressiven Position; und auf einer ähnlichen Grundlage entwickelte Melanie Klein ihre Ansichten. Im Gegensatz dazu bildet die schizoide Position die Grundlage der Theorie der psychischen Struktur, die ich im folgenden beschreiben möchte“ (Fairbairn, 2007 [1944], S. 141). Fairbairn (2007 [1940]) beschreibt eine emotionale Situation, “in der das Kind frustriert wird und das Gefühl entwickelt, (a) daß es als Person um seiner selbst willen von der Mutter nicht wirklich geliebt wird und (b) daß die Mutter seine eigene Liebe zu ihr nicht wirklich als wertvoll erachtet und annimmt“ (S. 46). Das Ergebnis ist eine „hochtraumatische Situation“ (ebd.), die ein „schlechtes Objekt“ (ebd.) entstehen lässt. Gleichzeitig werden intime menschliche Beziehungen auf „den Bereich der inneren Realität“ (ebd.) übertragen. Diese innere Realität entwickelt sich also unter traumatischen Umständen, in einer „unerträgliche[n] äußere[n] Situation“ (Fairbairn, 2007 [1944], S. 145), in der die Frustration zu einer defensiven Einverleibung von Objekten führt. Der zentrale Abwehrmechanismus ist die Spaltung: das internalisierte schlechte Objekt wird unter widrigen Umständen in ein „erregendes“ und ein „zurückweisendes“ Objekt zerlegt; beide unterliegen sodann der Verdrängung durch das Ich. Das erregende Objekt besteht aus den verheißungsvollen und stimulierenden Aspekten der Mutter, das zurückweisende repräsentiert ihre versagenden Aspekte. Das erregende Objekt wiederum wird an das „libidinöse Ich“ als Hort der Hoffnung gebunden, das zurückweisende an den „inneren Saboteur“ oder das anti-libidinöse Ich als Betreiber des Hasses. Fairbairn bezeichnete die so entstehende Situation als „grundlegende endopsychische Situation“: ein zentrales Ich setzt in seiner Beziehung zum (i) libidinösen Ich und erregenden Objekt und zum (ii) anti-libidinösen Ich und zurückweisenden Objekt verschiedene Abwehrmechanismen ein (Fairbairn, 2007
415
Made with FlippingBook - Online magazine maker