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III. D. Bowlby Als John Bowlby zu Melanie Klein in Supervision ging, war er bestürzt darüber, dass sie sich ausschließlich für das innere Phantasieleben des Kindes zu interessieren schien und dessen reale Beziehung zur Mutter ignorierte. In seiner detaillierten Analyse der frühkindlichen Entwicklung und insbesondere der Folgen traumatischer Trennungen von der Mutter oder deren emotionaler Nichtverfügbarkeit beschrieb er die Mutterbindung als eine primäre Antriebskraft (Bowlby 1969). Im Gegensatz zu Fairbairn, der ein „primäres Triebobjekt“ beschrieb, richtete Bowlby das Augenmerk nicht auf die innere Strukturbildung, sondern betonte Verhaltens- und interpersonale Muster. Diamond und Blatt (2007) betrachten sein Werk als Erklärung der Verhaltensäußerung von internalisierten Objektbeziehungen in der Mutter-Kind- Dyade. III. E. Sandler In Großbritannien vertraten Joseph Sandler (1963) sowie Joffe und Sandler (1965) die Ansicht, dass die kognitive Entwicklung, die affektive Entwicklung und die Entwicklung der Strukturen, die internalisierte Objektbeziehungen repräsentieren, aufs engste miteinander zusammenhängen. Gestützt auf Untersuchungen über die Entwicklung der Selbststrukturen gelangten sie zu einer ähnlichen Position wie Jacobson (1964) in Nordamerika und nahmen an, dass eine Identifizierung, die zwangsläufig eine Modifizierung der Selbstrepräsentation unter dem Einfluss der Objektrepräsentation darstellt, davon abhängt, inwieweit sich eine spezifische Selbstrepräsentation in die defensive Gesamtkonfiguration des Individuums einfügt.
IV. WEITERE THEORETISCHE ENTWICKLUNGEN SOWIE ENTSPRECHENDE KLINISCHE ANWENDUNGEN IN EUROPA BIS HEUTE
IV. A. Kleinianische Weiterentwicklungen Bion (1963) vollendet die Wende im kleinianischen Denken, indem er die Theorie sukzessiver Entwicklungsphasen zu einer Theorie unablässig oszillierender „Positionen“ – der paranoid-schizoiden und der depressiven Position – ausarbeitet. Daher kennzeichnet er die Beziehung zwischen den Positionen nicht etwa als PS ® D, sondern als PS « D, und geht von einem lebenslangen Oszillieren aus. Anknüpfend an Joan Rivière (1936), Herbert Rosenfeld (1964 1971), Donald Meltzer (1968), Hanna Segal (1972) und Edna O’Shaughnessy (1981) zeigt John Steiner (1981, 1987), dass eine sogenannte pathologische/defensive Organisation eine weitere Position konstituieren kann, die zur Abwehr sowohl von Verfolgungsangst als auch von
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