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verschiedenen Formen totalitärer Objekte die negative therapeutische Reaktion verursachen oder zu einer therapeutischen Sackgasse führen. Sie bleiben zumeist unbewusst und existieren in dieser unerkannten Form als Götter, Geister, Teufel und Monster. Als zeitlose unbewusste Objekte dringen sie in den Traum, in die Phantasie, ins Verhalten und sogar in den bewussten psychischen Raum ein. Resümierend bleibt festzuhalten, dass diese Objekte laut Šebek eine unbewusste Struktur der basalen Unsicherheit darstellen, die in der Welt herrscht und dem Glauben an äußere Retter oder populistische, totalitäre und fundamentalistische Führer Vorschub leistet.
V. WEITERE ENTWICKLUNGEN IN NORDAMERIKA BIS HEUTE
V. A. 1950er – 1970er Jahre
V. Aa. Säuglings- und Kleinkindforschung René Spitz (1945 1965 1972) beobachtete Säuglinge und Kleinkinder, die in Krankenhäusern stationär behandelt wurden, und prägte den Begriff „anaklitische Depression“ zur Bezeichnung der Auswirkungen einer langwierigen Trennung von den Bezugspersonen. Spitz war der erste, dem der Unterschied zwischen liebevollem und mechanischem Betreuungsverhalten auffiel. Er führte die „anaklitische Depression“ nicht nur auf die lange Trennung von der Mutter zurück, sondern auch auf die mechanische Versorgung der Säuglinge in der Klinik – eine Erfahrung, die der Begegnung mit der „toten Mutter“ ähnelt. Spitz betonte, dass das liebevolle „Halten“ des Säuglings einer reichen taktilen, affektiven nonverbalen Kommunikation zwischen dem Kind und seiner Bezugsperson zuträglich ist. Im Gefolge Bowlbys (1969), der in England wirkte, entwickelte Mary Ainsworth (Ainsworth, Blehar, Waters und Wall 1978) in den USA die zeitgenössische Bindungstheorie als behaviorale Entsprechung der unter dem Einfluss der frühen Mutter-Kind-Beziehung internalisierten Objektbeziehungen (Diamond und Blatt, 2007). Ainsworth et al. (1978) definierten die Bindung als affektives Band zwischen dem Säugling und einer Betreuungsperson (Blum, 2004) und beschrieben mehrere Bindungstypen, mit deren Hilfe sich auf einem Kontinuum von „sicherer“ bis „unsicherer“ (vermeidender, ambivalenter, desorganisierter) Bindung hochindividuelle Unterschiede erfassen lassen. Als Ursache von kindlichem Distress erweist sich unter diesem Blickwinkel die Mutter-Kind-Beziehung insgesamt und nicht eine spezifische traumatische Erfahrung. Diese Tradition setzte sich innerhalb der ich-psychologischen Orientierung mit Mahler (Mahler, Pine und Bergman 1975) und mit verschiedenen relationalen Orientierungen in der Säuglingsforschung fort, die Beebe (Beebe und Lachmann, 2005) sowie die Boston Change Process Study Group (Stern et al. 1998) durchführten.
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