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der Dyade müssen Berücksichtigung finden“ (Blum 2004b, S. 551). Harold P. Blums moderne Modifizierung und Neuformulierung trägt den Funden der späteren Entwicklungsforschung (Stern 1985; Pine 1986; Bergman 1999; Gergely, 2000; Fonagy, 2000) Rechnung. Seine Modifizierung betrifft die symbiotische Phase, aber auch den Prozess der Separation-Individuation, und widmet der Differenzierung und Wiederannäherung besondere Aufmerksamkeit. Blum betont, dass die „Differenzierung [des Neugeborenen] dem Auftauchen einer intrapsychischen Selbst- und Objektrepräsentation vorausgeht“ (Blum, 2004b, S. 541) und dass der Säugling für eine „reziproke Kommunikation, Interaktion und Regulation“ präadaptiert ist, „die mit dem ersten Stillen beginnen und sich mit einem Dialog, der zahllose Feedbackschleifen durchläuft, fortsetzt“ (ebd., S. 541). In der Phase der Wiederannäherung spielt die Sprache eine herausragende Rolle (Blum, 2003). Auch wenn Mahlers Konzept der Separation-Individuation von der heutigen Bindungstheorie und anderen Objektbeziehungstheorien an den Rand gedrängt wurde, stellt es einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der prä-ödipalen Entwicklungsphase dar. (Siehe auch den Eintrag ICH-PSYCHOLOGIE.) V. Ac. Erikson Auch Erik Eriksons Beiträge zur Erforschung der frühen Objektbeziehungen und des Einflusses, den sie auf die Entstehung der Ich-Strukturen ausüben, bilden eine Brücke zwischen der ich-psychologischen Strukturtheorie der 1950er Jahre und der klinischen Untersuchung der Schicksale der Objektbeziehungen (Erikson 1950, 1956, 1968). Erikson hatte eine Aufeinanderfolge von Introjektion, Identifizierung und Ich- Identität postuliert, die von einigen der einflussreichsten Schulen der heutigen nordamerikanischen Objektbeziehungstheorien aufgegriffen - und modifiziert - wurde (Kernberg 1977). Erikson traf keine Unterscheidung zwischen der Organisation der Selbst- bzw. der Objektrepräsentationen. Diese wichtige Differenzierung erfolgte durch Jacobsons Beschreibung der Selbst- und Objektrepräsentationen früher Introjektionen und der weiteren Entwicklung dieser Strukturen (Jacobson 1964). V. Ad. Jacobson Ebenso wie Mahler konnte auch Edith Jacobson (1964) Freuds Betonung des konstitutionellen Faktors mit der entwicklungspsychologischen Akzentuierung der Umwelt verbinden, indem sie von einer wechselseitigen, lebenslang andauernden Beeinflussung ausging. Sie beschrieb die Entwicklung des Ichs und des Über-Ichs im Verein mit der Bildung von Selbst- und Objektrepräsentationen und betonte dabei vor allem die Rolle des Affekts. Ihre Beiträge trugen maßgeblich zur Konzeptualisierung der „Imagines“ oder Repräsentationen des Selbst und der Objekte als maßgebliche Determinanten des psychischen Geschehens bei (Fonagy, 2003 [2001]). Sie war überzeugt, dass der Säugling Selbst- und Objektrepräsentationen mit guten (liebevollen) und schlechten (aggressiven) Wertigkeiten erwirbt und dass diese Entwicklungen von seinen Befriedigungs- bzw. Frustrationserfahrungen mit der Mutter abhängig sind: „Jacobon führte den Begriff Repräsentanz ein, um zu betonen, daß
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